Die starke Polarisierung und der Tribalismus in den USA haben wohl eine ganze Reihe von Ursachen. Der Politologie-Professor Thomas Jäger von der Universität Köln thematisiert in diesem Zusammenhang auf Twitter die russischen Desinformationskampagnen:
«Die Entwicklungen in den USA sind Folge jahrelanger Desinformationskampagnen. Deshalb ist die Abwehr von Russlands Desinformationskriegern im Informationsraum eine in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzende Aufgabe zur Erhaltung der politischen Ordnung.»
Quelle:
https://twitter.com/jaegerthomas2/status/1709466197924966403
In einem Kommentar führt «Iceman» dazu weiter aus:
«Mit dem Brexit hat das in Europa schon mal einschneidend funktioniert. Warum lernt die Politik nicht daraus? Russlands Strategie ist klar: so viel Lüge und Desinformation, bis die Wahrheit unkenntlich ist.»
Damit ist das Vorgehen russischer Desinformationskampagnen gut charakterisiert. Das wurde allerdings schon vielfach festgestellt. Die Analyse ist klar, aber was folgt daraus als Lösungsansatz?
Russische Desinformationskampagnen sind schwer zu kontern
Es reicht nicht, immer wieder die Aggressivität russischer Desinformationskampagnen gegen demokratische Gesellschaften zu beklagen. Demokratien haben bisher keine klare Strategie gegen diese Destabilisierungsversuche entwickelt.
Das mag zum Teil tatsächlich an mangelndem Problembewusstsein der politischen Elite liegen. Die Aufgabe ist allerdings auch komplex. Demokratische Staaten können nicht einfach mit Gegenpropaganda im gleichen Stil reagieren. Fakt-checking mag zwar eine gewisse Nützlichkeit haben, läuft aber den Falschmeldungen immer hinterher und erreicht oft genau diejenigen nicht, die es nötig hätten. Bildung könnte ein Gegenmittel sein. Doch wie gehen demokratische Staaten damit um, wenn Bildung zu diesem Thema in breiteren Kreisen gar nicht auf Interesse stösst?
Seit dem Jahr 2015 gibt es auf der Ebene der Europäischen Union die Initiative EUvsDisinfo, die bei der East StratCom Task Force angesiedelt ist. Sie befasst sich mit der Analyse und Aufdeckung russischer Desinformationskampagnen, unter anderem zur Corona-Pandemie und zu Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine.
Website EUvsDisinfo
Einen informativen Artikel über die Arbeit von EUvsDisinfo finden sie hier:
„Gegen die fortlaufenden Desinformationskampagnen von Russland vorgehen“: acht Jahre EUvsDisinfo
Die Arbeit der East StratCom Task Force ist aber ein Tropfen auf einen heissen Stein.
Nötig wäre daneben auch zivilgesellschaftliche Aktivitäten gegen Desinformationskampagnen aus Russland und aus anderen Ländern. Aber welche Organisation packt das an?
Siehe auch:
Russophobie als Kernvorwurf russischer Propaganda
Jonathan Rauch über die Zersetzung der Realität durch Propaganda
Osteuropa-Historiker Karl Schlögel über russische Propaganda-Strategien