Ralf Fücks war 21 Jahre Vorstand der Heinrich Böll Stiftung und ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne. Vor seiner Zeit bei der Böll-Stiftung war Ralf Fücks Bundesvorsitzender der Grünen und Senator für Umwelt und Stadtentwicklung in Bremen. Er ist in Verschiedenen Bereichen ein Vordenker im grünen Spektrum.
Der Verlag beschreibt das Buch so:
„Wir stecken in einer Krise der liberalen Demokratie. Die verbreitete Furcht vor sozialem Abstieg, vor einer aus dem Ruder laufenden Globalisierung und unkontrollierter Zuwanderung erzeugt eine aggressive Grundstimmung. Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen sinkt, populistische Demagogen haben Zulauf. Was liegt dieser Revolte zugrunde und wie können wir ihr begegnen? Diesen Fragen geht der Grünen-Vordenker Ralf Fücks in seinem Buch nach. Er verfolgt die langen Linien der Opposition gegen die liberale Moderne und zeigt, dass der Rückzug in die nationale Wagenburg und die Abkehr von der offenen Gesellschaft in Teufels Küche führen. Dagegen setzt Fücks die Erneuerung der demokratischen Republik: Wir brauchen starke öffentliche Institutionen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern – und Bürgerinnen und Bürger, die für die gleiche Freiheit aller eintreten.“
Zitate von Ralf Fücks zum Gegensatz von Demokratie und Autoritarismus
Das Buch spricht viele Themen an. Hier als Beispiel Zitate von Ralf Fücks zum Gegensatz zwischen Demokratie und Autoritarismus:
„Die Systemfrage unserer Zeit lautet nicht Kapitalismus oder Sozialismus, sondern Demokratie oder autoritäre Herrschaft.“ (Seite 68)
„Demokratie beruht auf der Überzeugung, dass die Zukunft nicht vorbestimmt ist, sondern ein offener Möglichkeitsraum, den wir gestalten können. Wir haben immer wieder die Freiheit, neu aufzubrechen und den Selbstlauf der Dinge zu ändern. Das gilt für den selbstbestimmten Einzelnen wir für politische Gemeinschaften. Die Eigenschaften, die von den Autokraten dieser Welt als Schwäche der westlichen Demokratien betrachtet werden – die notorische Lust an der Selbstkritik, der Zwang zum Kompromiss-, machen am Ende ihre Stärke aus. Darauf können wir bauen.“ (Seite 67)
„Die neue Scheidelinie europäischer Politik verläuft nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen der offenen Gesellschaft und dem Rückzug in die Volksgemeinschaft, zwischen globaler Integration und nationaler Abschottung. Die alte Links-rechts-Achse wird überlagert von der neuen Konfliktlinie zwischen autoritärer und liberal-demokratischer Politik.“ (Seite 86)
Quelle:
☛ Freiheit verteidigen: Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen, von Ralf Fücks, Carl Hanser Verlag 2017.
Kommentar:
☛ Wenn Ralf Fücks von der „offenen Gesellschaft“ schreibt, dann dürfte damit eine offene Gesellschaft im Sinne von Karl Popper gemeint sein. Meine Zusammenfassung von Popper’s Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ finden Sie hier: Offene Gesellschaft oder geschlossene Gesellschaft – wohin geht die Reise?
☛ Das Buch von Ralf Fücks erschien 2017. Seither hat sich die Auseinandersetzung zwischen Demokratie und Autoritarismus nochmals deutlich verschärft. Russland wie auch China als autoritäre Diktaturen entwickeln zunehmend totalitäre Züge und unternehmen grosse Anstrengungen, um demokratische Gesellschaften mit Desinformation und Propaganda zu destabilisieren. In den USA ist der autoritäre, antidemokratische Trumpismus noch nicht überwunden. In Staaten wie Ungern und Polen wurden Regierungen gewählt, die den Staat und die Medien so umbauen wollen, dass sie nicht mehr abgewählt werden können. In Italien und Frankreich haben rechtsextreme Strömungen inzwischen viel Einfluss gewonnen. Und in Deutschland(AfD), Österreich (FPÖ) und der Schweiz (SVP) gibt es Parteien, die rechtspopulistisch bis rechtsextrem sind, in mehr oder weniger grossen Teilen Affinität zeigen zu autoritären Figuren wie Trump und Putin – und damit die liberale Demokratie unterminieren.
Für Demokratinnen und Demokraten sollten dies Warnsignale sein. Wir sollten alles dafür tun, um Demokratien sturmfest zu machen. Das heisst: Wir sollten uns vernetzen sowie Institutionen und Organisationen aufbauen und verstärken, die für demokratische Werte einstehen. Das Buch von Ralf Fücks gibt dazu eine Reihe von Ideen.