Die Philosophin Susan Neiman verteidigt mit ihrem Buch den Universalismus und die Aufklärung gegen eine woke Identitätspolitik. Sie setzt sich dabei auch mit Michel Foucault auseinander, der zum Paten der woken Linken geworden ist. Wokeness / Identitätspolitik wird oft von rechts kritisiert. Susan Neiman liefert eine engagierte Kritik dieser Strömungen von links.
Der Verlag schreibt zum Buch:
«Die streitlustige Kritik einer überzeugten Linken an Identitätspolitik. „Susan Neimans klares Denken und ihre pfeilgenaue Sprache sind Rettung und Genuss.“ (Eva Menasse) Seit sie denken kann, ist Susan Neiman erklärte Linke. Doch seit wann ist die Linke woke? In ihrer von Leidenschaft und Witz befeuerten Streitschrift untersucht sie, wie zeitgenössische Stimmen, die sich als links bezeichnen, ausgerechnet die Überzeugungen aufgegeben haben, die für den linken Standpunkt entscheidend sind: ein Bekenntnis zum Universalismus, der Glaube an die Möglichkeit des Fortschritts und die klare Unterscheidung zwischen Macht und Gerechtigkeit. Als Philosophin überprüft sie dabei die identitätspolitische Kritik an der Aufklärung als rassistisch, kolonialistisch, eurozentristisch und stellt fest: Die heutige Linke beraubt sich selbst der Konzepte, die für den Widerstand gegen den weltweiten Rechtsruck dringend gebraucht werden.»
Zitate von Susan Neiman aus dem Buch «Links ≠ woke»
Dass Susan Neiman die Aufklärung gegen Angriffe aus Identitätspolitik bzw. Postkolonialismus verteidigt, zeigt sich zum Beispiel in folgenden Zitate:
«Nicht viele Vorwürfe sind so befremdlich wie die Behauptung, die Aufklärung sei eurozentrisch. Hier wird die Wirklichkeit des 18. Jahrhunderts mit den Aufklärern verwechselt, die dafür kämpften, genau die zu verbessern – oft verbunden mit erheblichen Risiken für ihre eigene Person. Wenn postkoloniale Theoretiker von heute mit Recht darauf bestehen, dass wir die Welt auch aus dem Blickwinkel von Nichteuropäern sehen, sind sie Teil einer Tradition, die bis auf Montesquieu zurückgeht.» (Seite 45/46)
Zwischenbemerkung: Charles de Secondat Baron de Montesquieu (1689 – 1755) war ein Vordenker der Aufklärung und ein Theoretiker der Gewaltenteilung.
Susan Neiman weist in einem weiteren Zitat darauf hin, wie wichtig die Aufklärung für die Entwicklung von Begriffen wie «Menschenrechte» und «Menschenwürde» waren:
«Die Aufklärer bestanden darauf, dass jeder, ob Christ oder Konfuzianer, Pariser oder Perser, eine angeborene Würde besitzt, die zu achten wir aufgefordert sind. Spielarten dieser Idee finden sich in Schriften von Juden, Christen und Muslimen, die erklären, wenigstens einige von uns seien nach dem Gottesbild geschaffen worden. Nur gründet die Aufklärung ihre Idee auf die Vernunft und nicht auf die Offenbarung. Was auch immer Sie glauben, der Weg dahin steht ihnen offen.
Aus der Vorstellung, dass alle Menschen, gleichgültig woher sie stammen, Menschenwürde für sich beanspruchen können, folgt nicht, dass die Unterschiede zwischen den Menschen bedeutungslos sind. Individuelle Geschichten und Kulturen versehen die Knochen der abstrakten Menschheit mit Fleisch. Daraus folgt aber ein Begriff von Menschenrechten, die jedem garantiert werden sollten, unabhängig von der Geschichte, die sie prägt und der Kultur, in der sie leben.» (Seite 43)
Quelle:
«Links ≠ woke», von Susan Neiman, Hanser Verlag 2023.
Zum Gegensatz von Universalismus und Identitätspolitik siehe auch:
Identitätspolitik versus Universalismus