Alexander Marguier und Ben Krischke als Herausgeber haben ein lesenswertes Buch publiziert mit dem Titel: «Die Wokeness-Illusion – Wenn Political Correctness die Freiheit gefährdet».
Auch wer nicht sehr vertraut ist mit den umstrittenen Fragen der Identitätspolitik, bekommt mit diesem Buch eine verständliche Einführung in wichtige Problemfelder. So werden zum Bespiel die Anfänge der linken Identitätspolitik geschildert.
Der Verlag schreibt zu diesem Buch:
«Wokeness ist ein Kampfbegriff geworden. Das gilt sowohl für die Befürworter wie die Gegner einer Einstellung, die sich selbst als »wach« oder »aufmerksam« bezeichnet. Es gibt wenig sachlich begründete Auseinandersetzungen, dafür umso mehr Empörung. In diesem Buch werden zentrale Elemente von Wokeness kritisch geprüft: der Vorwurf der kulturellen Aneignung, die Forderung nach geschlechtergerechter Sprache, die Rede von strukturellem Rassismus, das Instrument der Cancel Culture und die Einführung einer geschlechtlichen Diversität. Die Autoren dieses Buches sind sich einig, dass die so kritisierte Wokeness nicht zur Abschaffung oder Einebnung von Unterschieden beiträgt, sondern im Gegenteil diese untermauert.»
Zitate aus «Wokeness-Illusion»:
«Der erweckte ‘woke’ Zeitgeist ist…keineswegs progressiv, wie dessen Anhänger und Vorbeter es selbstgewiss behaupten, sondern vielmehr ein in hohem moralischem Ton vorgebrachtes antiaufklärerisches Glaubensbekenntnis. Noch dazu mit einer vernehmbar misanthropischen Note.» (Seite 8)
Die Autoren zeigen nicht nur die rückwärtsgewandte Haltung der «Wokeness» auf, sondern auch politischen Folgen in der Gegenwart:
«Der Erfolg eines rechtspopulistischen Demagogen wie Donald Trump wäre ohne die ideologischen Exzesse des woken Milieus mit seiner wenig verhüllten Verachtung gegenüber der weissen Arbeiterschaft kaum denkbar gewesen. Als die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im Wahlkampf des Jahres 2016 die Trump-Anhänger als einen ‘Korb voller Bemitleidenswerter’ (‘basket of deplorables’) bezeichnete, war damit das Ende ihrer politischen Karriere besiegelt. Der Berliner Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel warnt denn auch dringend vor der kulturellen Hybris der Linken: Ein ‘kosmopolitischer Geist mit überschiessender Moralität’ wirke wie ein Wachstumstreiber für den Rechtspopulismus. Nun könnte man sich fragen, warum linken Kulturkämpfern trotz ihres zumeist akademischen Hintergrunds nicht auffällt, dass sie eigentlich das Geschäft ihrer rechten Antagonisten betreiben. Die naheliegende Erklärung: Intellektualität und ideologischer Furor schliessen einander keineswegs aus.» (Seite 9)
Eine der diversen Strömungen in der identitätspolitisch geprägten «Wokeness» ist der Transaktivismus. Dazu schreibt Alexander Marguier in der Einleitung zu «Wokeness-Illusion»:
«Anstatt sich innerhalb einer Gesellschaft darauf zu verständigen, dass Schwule, Lesben oder Transpersonen als absolut Gleichberechtigte anzuerkennen sind und keine wie auch immer gearteten Nachteile erfahren dürfen, wurde ein vor allem medialer Hype um Sex und Gender vom Zaun gebrochen, der für viele Menschen nicht mehr nachvollziehbar war und inzwischen zu einer regelrechten Frontstellung geführt hat zwischen LGBTQ-Lobbyisten auf der einen Seite und auf der anderen Seite jenen, die vom permanenten Regenbogen-Bekenntniskitsch genervt sind und die sich nicht einreden lassen wollen, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt.» (Seite 10)
Quelle der Zitate:
„Die Wokeness-Illusion: Wenn Political Correctness die Freiheit gefährdet„, von Alexander Marguier & Ben Krischke (Hg.), Herder Verlag 2023.
Weitere Bücher zum Thema Identitätspolitik auf der Seite „Buchempfehlungen„.