Donald Trump ist bekannt für seine Grossmäuligkeit. Unter einem Schwall von Lügen und grandiosen Versprechungen gehen manchmal Äusserungen unter, in denen der Ex-Präsident Klartext redet und seine Absichten kundtut. Vor ein paar Tagen hat sich Donald Trump eine Rede gehalten, die ihn als potentiellen Diktator erscheinen lässt.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat New Hampshire sagte Trump: »Wir werden die Kommunisten, Marxisten, Faschisten und linksradikalen Gangster ausrotten, die wie Ungeziefer in den Grenzen unseres Landes leben, die lügen, stehlen und bei Wahlen schummeln und alles in ihrer Macht Stehende unternehmen werden – legal oder illegal – um Amerika zu zerstören und den amerikanischen Traum zu zerstören.«
Das englische Wort »vermin« lässt sich als »Ungeziefer«, »Schädling«, »Schmarotzer« oder »Pack« übersetzen. Historiker wiesen nach Trumps Äußerungen darauf hin, dass solche Begriffe von den Nationalsozialisten in Deutschland verwendet worden waren, um Juden zu entmenschlichen. Trumps Wahlkampfteam legte noch nach und entgegnete auf die Kritik, wer solche historischen Vergleiche anstelle, dessen »traurige, miserable Existenz wird zerquetscht, wenn Präsident Trump in das Weiße Haus zurückkehrt«.
Quelle:
»Die Sprache von Adolf Hitler«: Empörung über Trumps »Ungeziefer«-Äußerung (Spiegel)
Anmerkungen:
Ist Donald Trump ein potenzieller Diktator?
Sind diese Äusserungen nur grossspuriges Gerede oder handelt es sich um ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass Trump sich als potenzieller Diktator entpuppt?
Mehrere Punkte sprechen dafür, diese Äusserungen Donald Trump’s sehr ernst zu nehmen:
☛ Es handelt sich nicht um isolierte, spontane Äusserungen. Trump und sein Team bereiten sich auf Massnahmen gegen Kritiker vor, die nach einem erneuten Einzug des Ex-Präsidenten ins Weisse Haus umgesetzt werden sollen. Und diese Massnahmen sehen genau so aus, wie ein Diktator sie planen würde.
Siehe dazu:
Trump plant Diktatur für zweite Amtszeit
☛ Im Gegensatz zu seiner ersten Amtszeit würde Trump bei einem erneuten Amtsantritt nur vollkommen loyale Mitarbeiter ins Weisse Haus holen. Die «Erwachsenen im Raum», die in der ersten Amtszeit versuchten, Trump von den schlimmsten Übergriffen abzuhalten, wären in einer zweiten Amtszeit nicht mehr vorhanden.
☛ Trump kam als Aussenseiter ins Weisse Haus und das Establishment seiner Partei stand in weiten Teilen zu ihm auf Distanz. Inzwischen hat Trump die Republikanische Partei unterworfen. Ein Diktator Trump hätte von ihr keinen Widerstand mehr zu erwarten.
☛ Trump hat schon in seiner ersten Amtszeit intensiv die Gewaltenteilung untergraben und versucht, die Justiz für seine eigenen Machtansprüche zu instrumentalisieren. Er zeigte keinerlei Skrupel, den Rechtsstaat anzugreifen. Seine Verschwörungstheorie vom Wahlbetrug delegitimiert demokratische Wahlen und sein Putschversuch nach der Wahl belegen seine antidemokratische Gesinnung.
☛ Und ja: Die von Trump gewählten Worte und die angedrohte «Behandlung» für politische Gegner – das ist die Sprache des Faschismus. Sie könnten von Adolf Hitler, Joseph Goebbels oder Benito Mussolini stammen.
Fazit
In Europa können wir nicht viel dafür tun, dass ein Diktator Trump nicht Wirklichkeit wird. Wir sollten aber alles Mögliche in die Wege leiten, um Demokratie und Rechtsstaat bei uns und anderswo zu stärken. Dazu braucht es Vernetzung und den Aufbau von Institutionen zur Verteidigung der Demokratie. Darüber hinaus sollten wir allen Politikerinnen und Politikern Steine in den Weg legen, die Affinität zu autokratischen Figuren wie Trump zeigen. Wer einen potenziellen Diktator wie Trump anhimmelt, darf in einer Demokratie möglichst keine Rolle spielen.