Neben autokratischen Regimen wie in Russland und China ist weltweit der Islamismus ein fundamentaler Feind der liberalen Demokratie. Die islamistische Ideologie muss in ihrem globalen Gesamtzusammenhang gesehen werden. Sie zeigt sich in verschiedenen Weltgegenden nur in unterschiedlichen Formen.
Vier Merkmale charakterisieren den Islamismus:
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Der Islamismus besteht auf der absoluten Dominanz göttlicher Gesetze
Was Islamisten von anderen Muslimen und von Nicht-Muslimen unterscheidet ist das Postulat, dass alle Gesetze von Gott stammen müssen. Für iranische Islamisten gehört Europa zur «Welt der Arroganz». Sie finden uns so arrogant, weil wir uns zumuten, unsere eigenen Gesetze für unsere Gesellschaften selbst zu machen, anstatt uns dem ewigen Gesetz Allah’s zu beugen. Das bedeutet, dass alle Menschen sich dem Koran unterwerfen müssen. Der Koran ist die Verfassung. Im Islamismus wird das, was im Koran steht, buchstabengetreu für bare Münze genommen. Es handelt sich hier also um einen Fundamentalismus, wie wir ihn auch aus manchen Strömungen im Christentum und Judentum kennen. Eine Parole der islamistischen Muslimbruderschaft, die auch das Handeln der palästinensischen Hamas bestimmt, lautet: «Allah ist unser Ziel, der Prophet unser Vorbild, der Koran unsere Verfassung, der Dschihad unser Weg, und für Allah zu sterben unser erhabenster Wunsch.» Der Islamismus strebt also nach einem Gottesstaat und steht damit in scharfem Gegensatz zur Demokratie. Er greift dadurch unsere Art zu leben fundamental an. Dieser religiöse Hintergrund ist auch eine der Wurzeln für den Israelhass der Islamisten. Israel als selbstbestimmte und in weiten Bereichen liberale Demokratie mitten im Nahen Osten ist für Anhänger eines Gottesstaates die grösstmögliche Provokation.
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Für Islamisten gilt das Prinzip des Dschihad, des «heiligen Krieges»
Islamisten sind keine Puristen, die sich für die Außenwelt wenig interessieren, solange sie ihr sektiererisches Verständnis von Religion ausleben können (viele salafistische Organisationen waren ursprünglich in diesem Sinn puristisch). Islamisten haben im Gegensatz dazu den festen Willen, die Ungläubigen militant zu bekämpfen und früher oder später die gesamte Welt der Sharia zu unterwerfen.
Der islamistische Dschihad richtet sich gegen Ungläubige generell, aber auch besonders gegen Jüdinnen und Juden. Dieser antisemitische Krieg unterscheidet sich vom konventionellen Krieg darin, dass er nicht auf Geländegewinn oder Politikwechsel aus ist, sondern auf Vernichtung.
Der weltumfassende dschihadistische Anspruch des Islamismus drückt sich im Wappen der Muslimbrüder als grüner Kreis aus und im iranischen Wappen durch eine als Globus stilisierte Kalligraphie des Wortes Allah.
Die dschihadistische Ideologie des Islamismus hat auch zur Folge, dass seitens einer Hamas oder Hizbollah (arab. Partei Gottes) Friedensverhandlungen mit Israel nicht nur abgelehnt, sondern aktiv torpediert werden («Der Dschihad ist unser Weg»). So ging es zum Beispiel der Hamas beim Massaker vom 7. Oktober erklärtermassen darum, den Annäherungsprozess zwischen Saudi-Arabien und Israel zu zerstören. Islamistische Organisationen brauchen und missbrauchen das Leid der Bevölkerung, um die Menschen für den Dschihad aufzustacheln.
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Der Islamismus propagiert eine Todessehnsucht
Diese Todessehnsucht drückt sich aus in der Parole, für Allah zu sterben sei der erhabenste Wunsch. Der Märtyrertod sichert dem getöteten Gläubigen laut Koran einen Vorzugsplatz im Paradies. Für Dschihadisten ergibt sich daraus eine Win-Win-Situation: Entweder sie siegen im Diesseits, oder sie sterben und kommen direkt ins Paradies. Für Islamisten hat jedoch nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben anderer Muslime keinen besonderen Wert. Sie werden skrupellos als menschliche Schutzschilde missbraucht und für einen eingebildeten höheren Zweck geopfert.
Beispielhaft für diese islamistische Todessehnsucht ist Sure 29 Vers 64 des Koran: »Und dieses irdische Leben ist nichts als ein Zeitvertreib und ein Spiel, und siehe, die jenseitige Wohnung ist wahrlich das Leben.«
Ayatollah Khomeini (1902 – 1989), der religiöse und politische Führer der iranischen Revolution von 1979, hat mit der Erfindung des islamistisch begründeten Selbstmordattentats die Parole »Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod« zu einem Erkennungsmal des Islamismus gemacht.
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Zum Islamismus gehört immer ein Antisemitismus
Judenhass ist eine zentrale Säule des Islamismus. Der islamistische Antisemitismus setzt sich aus zwei Quellen zusammen, die sich deutlich voneinander unterscheiden:
Dem islamischen Antijudaismus, der seine Wurzeln im 7. und 8. Jahrhundert hat, sowie dem europäischen Antisemitismus, der erst im 19. Jahrhundert entstand.
☛ Der islamische Antisemitismus geht auf Mohammed und den Koran zurück. Matthias Küntzel schreibt dazu auf bpd.de:
«Als Mohammed seine Laufbahn als Prophet im 7. Jahrhundert in Mekka begann, war er den jüdischen Traditionen noch zugeneigt. Dies änderte sich nach seinem Auszug nach Medina und dem Beginn der politischen und theologischen Auseinandersetzungen mit den dortigen jüdischen Stämmen. Mohammed gelingt es, die Juden aus Medina zu vertreiben und Hunderte von ihnen zu töten. Seither wurden Juden im Einflussbereich des Islam allenfalls als feige und gedemütigte Zeitgenossen betrachtet…..Zwar gibt es im Koran auch pro-jüdische Aussagen; es dominieren jedoch Verse, in denen Juden als Feinde dargestellt, gar als „Affen“ und „Schweine“ abgewertet werden. Dieser degradierende Blick ist bis heute ein Kennzeichen muslimischer Judenfeindschaft geblieben. So skandierten beispielsweise im Sommer 2014 junge Muslime bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Berlin die Parole „Jude, Jude, feiges Schwein, komm‘ heraus und kämpf‘ allein“.»
☛ Im Islamismus verschmelzt dieser religiös begründete Antijudaismus mit dem neueren, auf einer Vorstellung von «Rasse» basierenden, europäischen Antisemitismus. Hier werden Juden nicht mehr als schwach und verachtenswert dargestellt, sondern als mächtige Ausbeuter und Unterdrücker. Zum Beispiel als herbeiphantasierte «jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung». Dabei spielt wie schon im nationalsozialistischen Antisemitismus auch im Islamismus die in Russland erfundene Verschwörungstheorie der «Protokolle der Weisen von Zion» eine wichtige Rolle. Auch die Gründungscharta der Terror-Organisation Hamas bezieht sich in ihrem Judenhass ausdrücklich auf die «Protokolle».
Zwischen 1937 und 1945 förderten die Nationalsozialisten den Antisemitismus im arabischen Raum durch massive Propagandamassnahmen. Das wichtigste Werkzeug für die Verbreitung des Nazi-Antisemitismus in der arabischen/muslimischen Welt war ein Radiosender aus dem brandenburgischen Zeesen. Sechs Jahre lang – vom 25. April 1939 bis zum 26. April 1945 – schickte dieser Sender allabendlich den Judenhass auf Arabisch, Persisch und Türkisch von Berlin aus in die muslimische Welt. Radio Zeesen sprach die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht als Araber an, sondern als Muslime. Das Programm wurde durch erstklassige arabische Sprecher vorgetragen und mit sorgfältig ausgewählter arabischer Musik gewürzt. Zu Beginn der Sendungen wurde der Koran rezipiert. Die Nazis unterstützten auch antisemitische Organisationen wie die Muslimbruderschaft mit Geld und Waffen. Diese starke Propaganda hatte nachhaltige Wirkungen im arabischen Raum. So war die arabische Welt nach 1945 die einzige Region auf dem Globus, in der eine pro-nationalsozialistische Vergangenheit als eine Quelle des Stolzes angesehen wurde, nicht der Scham. Zur engen Zusammenarbeit zwischen Nazis und Islamisten hat Matthias Küntzel ein informatives Buch geschrieben:
«Nazis und der Nahe Osten – Wie der islamische Antisemitismus entstand»
Der Antisemitismus im Islam und insbesondere Im Islamismus ist also durch einen krassen Widerspruch geprägt: Einerseits werden Juden aus dem Koran abgeleitet als schwach und verachtenswert abgewertet, andererseits aus dem moderneren europäisch-nationalsozialistisch geprägten Antisemitismus als mächtig und ausbeuterisch gehasst. Wie andere Ideologien auch, ist der Islamismus für solche Widersprüche oft blind.
Das sind also die vier Merkmale des Islamismus:
Absolute Dominanz göttlicher Gesetze.
Das Prinzip des Dschihad.
Todessehnsucht.
Antisemitismus.
Dass die Ideologie des Islamismus komplett unverträglich ist mit Demokratie und Rechtsstaat, zeigt sich dadurch vollkommen. Die Entschlossenheit eines Islamismus, der bereit ist, in den Tod zu gehen, wird im demokratischen Westen weithin unterschätzt. Insbesondere eine durch kruden Antiamerikanismus und überzogene Identitätspolitik eingefärbte Linke ist für diese Gefahr blind. Dass „Queers“ nach dem Massaker der Hamas in Israel Seite an Seite mit Islamisten demonstriert haben, ist ein Ausdruck dieser kompletten Verirrung. In islamistischen Staaten wie dem Iran könnten „Queers“ keine Woche offen leben, während das in Israel möglich ist.
Islamismus und Rechtsextremismus speilen sich gegenseitig in die Hände und haben eine Reihe von Gemeinsamkeiten – zum Beispiel den Antisemitismus, den Antiamerikanismus und eine Reinheitsphantasie: Das reine Volk bei den Rechtsextremisten, die reine Gemeinschaft der Gläubigen bei den Islamisten. Beide lehnen Pluralismus ab.
Die Die Publizistin und Politologin Ayaan Hirsi Ali schreibt:
„Was das Konzept der Islamophobie so gefährlich macht, ist die Tatsache, dass schon der Versuch, diese Frage zu untersuchen, als islamophob gilt. Es gibt keine Möglichkeit, die Grenzen dessen auszuloten, was als Islamophobie gilt. Allein die Anschuldigung ist in manchen Kreisen ein Todesurteil.“
Quellen:
Dieser Text enthält wesentliche Informationen aus den beiden unten aufgeführten Artikeln und aus den unten eingefügten YouTube-Vorträgen von Matthias Küntzel:
Islamischer Antisemitismus (Bundeszentrale für politische Bildung)
Der Bock als Gärtner -Islamistische Offensive und westliche Reaktion (matthiaskuentzel.de)
Das Zitat von Ayaan Hirsi Ali stammt aus ihrem Artikel „Islamistische Ideen können nur in einer Gesellschaft gedeihen, die zu schwach ist, um sich zu verteidigen.“ (NZZ)
Matthias Küntzel: »Von der Muslimbruderschaft zu ISIS«:
Matthias Küntzel: Die Massaker der Hamas. Ursachen und Folgen:
Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand | Matthias Küntzel | 2018:
Ausserdem: