Seit einigen Jahren nimmt die Zahl der sogenannten «Trans-Kinder» zu, die sich im falschen Geschlecht geboren fühlen oder anderweitig an einer «Geschlechtsverwirrung» leiden. Das Phänomen ist komplex und basiert auch auf Theorien aus dem Spektrum der Identitätspolitik.
Zu diesem Hintergrund siehe auch:
Identitätspolitik liegt falsch: Die Biologie kennt zwei Geschlechter, nicht mehr
Was Identitätspolitik mit Religion verbindet
«Trans-Kinder» brauchen beim Umgang mit ihrem Leiden Unterstützung, doch ist hoch umstritten, welcher Art diese Unterstützung sein soll. Vor allem aktivistisch motivierte Medizinerinnen und Mediziner bieten diesen Minderjährigen sehr invasive Behandlungsmethoden an: Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone (Cross-Sex-Hormone), Brustamputationen, Penisamputationen, chirurgische Nachbildung von Penis oder Vagina.
Diese Behandlungsmethoden haben für «Trans-Kinder» lebenslange Konsequenzen und ihre Sicherheit und Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht belegt.
Siehe dazu:
Pubertätsblocker bei Minderjährigen ohne wissenschaftliche Basis
«Geschlechtsangleichung»: Dagmar Pauli und die KJPP Zürich in der Kritik
Medizin auf Abwegen: Geschlechtsanpassung bei Minderjährigen
Geplante Behandlungsleitlinie gefährdet «Trans-Kinder»
Wie «Trans-Kinder» medizinisch behandelt werden sollen, dazu hat eine Gruppe von Kinder- und Jugendmedizinern einen Entwurf für eine Leitlinie erarbeitet. Entstanden ist dabei allerdings nur eine S2k-Leitlinie, die nicht auf wissenschaftlichen Belegen basiert, sondern nur auf dem Konsens der beteiligten Kommissionsmitglieder.
Nun warnen Psychiater und Elternverbände vor diesen Plänen. Die wissenschaftlichen Belege seien unzureichend. Einige Maßnahmen seien für «Trans-Kinder» gefährlich. Auch die Frage nach Interessenkonflikten steht im Raum, denn viele der Mitglieder der Leitlinien-Kommission sind aktivistisch unterwegs mit den invasiven Behandlungsmethoden, die sie beurteilen sollten. Es stellt sich die Frage, ob sie ausreichend Distanz zu ihren eigenen Methoden einnehmen können. Das gilt auch für transaktivistische Gruppen, die in der Leitlinien-Arbeit stark mitgewirkt haben.
Ein Zusammenschluss von Kinder- und Jugendpsychiatern verschiedener deutscher Universitäten hat nun deutliche Kritik an der geplanten
S2k-Behandlungsleitlinie für Kinder und Jugendliche mit „Geschlechtsdysphorie“ formuliert.
Der gegenwärtige Entwurf der Leitlinie müsse durch die federführende „Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP)“ dringend und substanziell überarbeitet oder zurückgezogen werden, verlangt die 15-köpfige Gruppe, die sich aus Professoren an deutschen Universitäten zusammensetzt. Der Entwurf enthalte „viele kritische Punkte“, insbesondere „potenziell irreversible, biomedizinische Maßnahmen bei körperlich gesunden Minderjährigen“, schreiben die Kritiker in einem mehr als 100-seitigen Fachkommentar. Darin gehen die Autoren auf jeden Punkt des Leitlinien-Entwurfs ein.
Unter anderem befürwortet die Leitlinien-Entwurf grundsätzlich den Einsatz von pubertätsblockierenden Medikamenten, gegengeschlechtlichen Hormonen und operativen Eingriffen bei «Trans-Kindern», also bei Kindern und Jugendlichen, die sich nicht ihrem angeborenen Geschlecht zugehörig fühlen und bei denen eine sogenannte Geschlechtsdysphorie vorliegt.
Die Experten-Gruppe greift diesen Punkt nun in ihrem kritischen Kommentar auf. So, wie sich die Leitlinie gegenwärtig darstelle, könne diese zu einem „regelhaften Einsatz von Maßnahmen führen“, deren Wirksamkeit und Nachhaltigkeit mit Blick auf eine Verbesserung der psychischen Gesundheit und der Geschlechtsdysphorie bisher nicht ausreichend wissenschaftlich belegt seien, befürchten die Kritiker. Auch stehe der Leitlinien-Entwurf im Gegensatz zu den jüngst aktualisierten Empfehlungen mehrerer anderer europäischer Länder. So haben Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Grossbritannien den Einsatz von Pubertätsblockern bei «Trans-Kindern» verboten oder strikt auf die Anwendung im Rahmen von Studien beschränkt.
Behandlungsleitlinie für «Trans-Kinder» weckt falsche Erwartungen
Tobias Banaschewski ist Mit-Autor des kritischen Fachkommentars. Der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sagte im Gespräch mit WELT: „Solange man es zunächst einmal nur als Wunschvorstellung oder Idee betrachtet, einem anderen Geschlecht als dem angeborenen anzugehören, ist das grundsätzlich in Ordnung.“ Dass durch die Leitlinien jedoch die Erwartungen geweckt würden, dass Minderjährige ihre identitären Unsicherheiten durch Medikamente oder Operationen beseitigen könnten, sei „gefährlich“.
Tobias Banaschewski weist auf den wichtigen Punkt hin, dass eine „Geschlechtsverwirrung“ allzu oft als Ursache für psychische Probleme und Unsicherheiten herangezogen werde, ohne zu sehen, dass auch der umgekehrte Zusammenhang bestehen kann. Zusammenfassend sagt der Psychiater:
„Es ist nahezu absurd, die Psychotherapie als Konversionstherapie abzutun und auf Medikamente und Operationen zu setzen, obwohl es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege gibt, dass es Minderjährigen nach einer medizinischen Transition langfristig eindeutig besser geht als vorher.“
Irreführende Aussagen im Leitlinien-Entwurf
Laut den Kritikern enthält der Leitlinien-Entwurf aber auch irreführende Aussagen und unpräzise Formulierungen, die sich für «Trans-Kinder» problematisch auswirken können.
Zu den Kritikern der neuen Behandlungs-Leitlinie zählen auch die Kinderpsychiater Veit Rößner, Klinikdirektor am Uniklinikum Dresden und Florian Zepf, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Jena. Sie kritisieren konzeptionelle Mängel in dem Werk, an dem sich in Zukunft Ärzte in Österreich, Deutschland und der Schweiz im Umgang mit «Trans-Kindern» orientieren sollen. In dem Leitlinien-Entwurf werde der Begriff der „Geschlechtsidentität“ ungenau eingesetzt, obwohl eine genaue Klärung essenziell sei, weil dies den Kern bilde für die Behandlungsempfehlungen.
Eine Unabhängigkeit des biologischen Geschlechts von einer wie im Leitlinienentwurf nicht näher spezifizierten „Geschlechtsidentität“, oftmals auch als „Gender“ bezeichnet, sei weder medizinisch noch wissenschaftlich eindeutig erwiesen. Wenn ein biologisches Mädchen eerkläre, es „fühle“ sich als Junge, sei dies zunächst einmal eine in sich selbst nicht vollständig logische und nicht schlüssige Aussage. Ein Mädchen könne nicht wissen, wie es ist, sich als Junge zu fühlen, weil es nie ein Junge war.
In ihrem kritischen Fachkommentar halten die Ärzte fest:
„Das biologische Geschlecht wird nicht bei Geburt zugeschrieben oder in irgendeiner Weise willkürlich zugewiesen.“
Das biologische Geschlecht eines neugeborenen Kindes sei in aller Regel „unmittelbar nach der Geburt eindeutig feststellbar.“
Abweichungen und Unklarheiten gebe es nur in seltenen Ausnahmefällen. Die im Leitlinien-Entwurf verwandte Formulierung, das biologische Geschlecht werde „bei der Geburt zugewiesen“, suggeriere eine willkürliche Entscheidung, die so nicht zutreffe.
Quelle:
Behandlungsleitlinie für „Trans“-Kinder – Jugendpsychiater schlagen Alarm (WELT)
Falls Paywall kommt, hier ohne Paywall: https://archive.is/5hqJp
Anmerkung:
☛ Es ist eindrücklich zu sehen, wie eine Minderheit aktivistischer Ärztinnen und Ärzte eine Behandlungsleitlinie für «Trans-Kinder» entwickelt, deren Wirksamkeit und Sicherheit wissenschaftlich nicht belegt ist. Und es ist eindrücklich zu sehen, dass eine Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte dazu schweigt. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass Kritik an der aktivistisch geprägten Transgender-Behandlung von der Aktivistenszene oft mit Hasskampagnen beantwortet wird. Darauf weist auch der CASS-Bericht hin:
«Wegen der hitzigen Debatten habe außerdem medizinisches Personal häufig Angst, offen über ihre Ansichten zur Behandlung von Transgender zu sprechen. Solche Einschüchterungen „müssen aufhören“, forderte Cass, die früher dem Kinderärzteverband Royal College of Paediatrics (RCPCH) vorstand.»
Quelle:
Umfassende Untersuchung in England zu Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen (Ärzteblatt)
Zu den Hasskampagnen aus der Aktivistenszene:
Transaktivismus: Diffamierung als Methode?
☛ Es ist sehr bedenklich, dass die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz die Erkenntnisse aus Norwegen, Schweden, Finnland, Grossbritannien und Dänemark offenbar ignorieren. Diese Länder haben die Anwendung von «Pubertätsblocker für «Trans-Kinder» verboten oder eng auf den Einsatz im Rahmen von Studien begrenzt. Die Ignorierung dieser Erkenntnisse gefährdet «Trans-Kinder». Und dass auch an Universitätsspitälern Behandlungsmethoden angeboten werden, die nicht besser wissenschaftlich belegt sind als Alternativmedizin, muss zu denken geben. Wir laufen hier möglicherweise auf einen grösseren Medizinskandal zu.