Nach Putin Einmarsch in die Ukraine ist die Lage für russische Kulturschaffende noch schwieriger geworden. In der Wochenzeitung (WOZ) haben Nika Parchomowskaia und Inna Rozowa in einem lesenswerten Text dargelegt, in welch prekärer Situation russische Kulturschaffende sich befinden:
«Zwei Gruppen leiden am meisten unter Verfolgung und Zensur, seit der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar den Beginn seiner «Spezialoperation» verkündet hat: politische Aktivist:innen und Kulturschaffende. Die Aktivist:innen werden für ihre Aktionen und andere Stellungnahmen gegen den Krieg mit Geldbussen bestraft oder ins Gefängnis geworfen. Von den Kulturschaffenden wird absolute Regimetreue erwartet.
Wer sich verweigert, kann nicht mehr weiterarbeiten. Strenge Gesetze gegen eine «Diskreditierung der russischen Armee» wurden erlassen: Menschen konnten verurteilt werden, wenn sie militärkritische Sätze aus Klassikern der Weltliteratur zitierten, das Wort «Krieg» aussprachen, auf öffentlichen Plätzen ukrainische Lieder sangen oder an Metrostationen weisse A4-Blätter in die Luft hielten. Manchmal reichte sogar ein Like in den sozialen Medien.»
Kulturschaffende im Widerstand gegen das Regime
Nika Parchomowskaia und Inna Rozowa werfen in ihrem Beitrag ein paar Schlaglichter auf den künstlerischen Widerstand gegen das Regime. Dabei sind die Spielräume auch für Kulturschaffende sehr eng geworden und auch kleine Aktionen brauchen viel Mut.
Kulturschaffende werden nun immer härter angegangen. Wenn es zuerst noch genügte, einfach still zu bleiben, muss man nun den Krieg ausdrücklich unterstützen. Dazu zählt etwa, dass Künstlerinnen und Künstler einen Teil der Einnahmen aus Ticketverkäufen abgeben und in den von Russland besetzten Gebieten auftreten müssen. Wer Russland bis jetzt nicht freiwillig verlassen wollte, wird nun quasi dazu gezwungen: durch Kündigungen, Drohungen, Kürzungen von Unterstützungsgeldern. Den Männern droht, im Rahmen der «teilweisen Mobilisierung» zum Kriegsdienst eingezogen zu werden.
Viele russische Kulturschaffende sind denn auch inzwischen ins Ausland gegangen. Das Regime zählt darauf, dass sie im Exil nicht weiterarbeiten können, dass sie sich unsichtbar und isoliert fühlen. Es ist zu hoffen, dass es ihnen gelingt, sich zusammenzuschliessen, gemeinsame Projekte zu erarbeiten und wirksam zu werden.
Quelle:
Kultur im Krieg: Verurteilt für ein Like auf Instagram (Wochenzeitung)
Anmerkung:
In Russland lässt sich beobachten, wie ein Land immer stärker in den Totalitarismus abgleitet und vom Regime zunehmend Elemente aus Faschismus und Stalinismus eingesetzt werden. Das betrifft nicht nur Kulturschaffende, aber diese natürlich auch.
Ebenso erschütternd wie eindrücklich ist darüber hinaus, dass Teile der Politik in den demokratischen Gesellschaften grosse Affinität zum russischen Regime zeigen. In Deutschland sind es Teile der Partei «Die Linke» und grosse Teile der AfD. In Österreich ist die FPÖ seit langem russlandfreundlich bis russlandhörig. Aber auch die SVP in der Schweiz zeigt in Teilen erschreckende Nähe zum Putin-Regime. SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel zum Beispiel ist ein zuverlässiger Verbreiter russischer Propaganda.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von «Kreml-Influencern» wie zum Beispiel Daniele Ganser, die mit russischer Propaganda ihr Geschäftsmodell betreiben.
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