Ein neuer Trend wird zunehmend zur Gefahr für die Gesundheit von Minderjährigen und schadet auch der Gesellschaft: Aktivisten propagieren die Idee, dass Kinder im falschen Geschlecht geboren sein können und dass eine Geschlechtsanpassung ihnen helfen könne. Eine inzwischen ebenfalls von diesen identitätspolitischen Theorien eingefärbte Medizin bietet die entsprechende Geschlechtsanpassung an durch Pubertätsblocker, Hormonbehandlungen und schlussendlich bis hin zu operativen Eingriffen wie Brustamputationen. Dabei machen auch renommierte Kliniken wie das Universitätsspital Basel und das Universitätsspital Zürich mit, obwohl die Wirksamkeit und Sicherheit der Verfahren wissenschaftlich nicht belegt ist. Im Gegenteil: Die Gesundheitsbehörden in Grossbritannien, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland haben den Einsatz von Pubertätsblockern bei Minderjährigen verboten oder lassen ihn nur noch im Rahmen von streng geregelten Studien zu – mit der Begründung, dass Belege zu Wirksamkeit und Sicherheit fehlen.
In der föderalistischen Schweiz dagegen fühlt sich offenbar keine Gesundheitsbehörde dafür zuständig, Behandlungsleitlinien zum Stichwort «Geschlechtsanpassung» auf einer wissenschaftlichen Basis zu erstellen. Das gibt identitätspolitischen Theorien, die über weite Strecken mit einem pseudoreligiösen Aktivismus daherkommen, einen problematisch grossen Spielraum. Siehe dazu:
Was Identitätspolitik mit Religion verbindet
Hoch fragwürdiger Trend zur Geschlechtsanpassung
Vor allem die Zahl von weiblichen Jugendlichen, die glauben, im falschen Geschlecht geboren zu sein, hat in vielen Ländern in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Es spricht sehr viel dafür, dass diese besorgniserregende Entwicklung sowohl psychologische als auch gesellschaftliche Gründe hat. In der Pubertät kann es vorkommen, dass Jugendliche phasenweise desorientiert sind und unsicher in Bezug auf ihr Geschlecht. Weibliche Jugendliche können zudem die eintretende Menstruation irritierend finden und wachsende Brüste ablehnen, nicht zuletzt, weil sie dadurch mit Sexualisierungen konfrontiert werden. Mädchen können auch unter rigiden Geschlechtsstereotypen und Schönheitsidealen leiden, denen sie nicht entsprechen können oder wollen.
In den allermeisten Fällen gehen solche Phasen vorbei und das Verhältnis zum eigenen Geschlecht stabilisiert sich. Wird ihnen in dieser schwierigen Zeit aber online oder im realen Leben von Aktivisten der Floh ins Ohr gesetzt, sie könnten vielleicht eigentlich ein Mann sein, der nur im falschen Körper geboren ist, dann erscheint die Geschlechtsanpassung vielleicht als die Lösung aller Probleme. Das kann auch der Fall sein, wenn eine Jugendliche merkt, dass sie eigentlich auf Frauen steht, damit aber nicht umgehen kann. Die Vorstellung, in Wirklichkeit ein Mann zu sein und sich in dieses Geschlecht umwandeln zu können, wird dann zum scheinbaren Weg aus der irritierenden Homosexualität.
Experimentelle Behandlungen von Minderjährigen
Die Behandlungen, die Aktivisten diesen Jugendlichen schmackhaft machen und die von manchen Ärztinnen und Ärzten sehr leicht zugänglich angeboten werden, sind aber alles andere als unproblematisch. Der Weg über Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone und in letzter Konsequenz hin zu operativen Massnamen wie Brustamputationen führt zu lebenslanger Hormonabhängigkeit und ist nicht mehr voll rückgängig zu machen.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Behandlungen zur Geschlechtsanpassung ist zudem wissenschaftlich nicht belegt, auch wenn Aktivisten und interessierte Ärzte das Gegenteil behaupten.
Zu diesem Schluss ist jedenfalls eine ganze Reihe von Gesundheitsbehörden gekommen. So schreibt zum Beispiel das Ärzteblatt:
«In der ersten Hälfte dieses Jahres hat sich innerhalb der medizinischen Fachgruppen in mehreren Staaten ein Wandel vollzogen, wenn es um die Therapie von Menschen mit nonkonformen Geschlechtsidentitäten geht: In immer mehr europäischen Ländern – zuletzt in England – mahnen Fachgesellschaften zu größerer Vorsicht im Rahmen einer sogenannten „Gender-affirming Care“ oder affirmativen Therapie von Minderjährigen mit Transitionswünschen.
Eine pharmakologische Behandlung, die die Pubertät anhält und danach mit Cross-Sex-Hormonen die Ausbildung von gegengeschlechtlichen körperlichen Geschlechtsmerkmalen fördert, soll zurückhaltender eingesetzt werden, mitunter nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Studien und nicht, ohne zuvor andere psychiatrische Komorbiditäten abgeklärt zu haben.
Denn, so lassen sich zahlreiche der Begründungen auf einen Nenner bringen, die wissenschaftliche Evidenz dafür, dass diese Therapien eher nützten, als dass sie schadeten, sei nicht so robust, wie über viele Jahre hinweg proklamiert worden sei. Was das bedeutet und ob dadurch auch die Therapieentscheidungen hierzulande beeinflusst werden könnten, wird kontrovers diskutiert…………..»
Quelle: Genderdysphorie: Mehr Zurückhaltung bei der Therapie von Kindern mit Pubertätsblockern (Ärzteblatt)
Und hier dazu eine wissenschaftliche Stellungnahme aus Schweden:
«Das Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm hat eine neue Leitlinie zur Therapie von Minderjährigen mit sog. Geschlechtsdysphorie (GD) herausgegeben. Seit Mai 2021 dürfen keine Medikamente mehr zur Unterdrückung der Pubertät oder gegengeschlechtliche Hormonbehandlungen bei Patienten unter 18 Jahren verschrieben werden. Die Uniklinik warnt davor, dass diese Behandlungen „irreversible negative Folgen“ haben könnten. Einzige Ausnahme bilden streng kontrollierte klinische Studien, die nur nach Genehmigung durch den schwedischen Ethikrat durchgeführt werden dürfen. Das berichtet die Society for Evidence based Gender Medicine (8.5.2021).»
Quelle/Link: Transgender: Schweden stoppt Pubertätsblocker bei Minderjährigen (IMABE)
Originalartikel der Society for Evidence based Gender Medicine (SEGM):
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat einen Bericht zum Thema verfasst:
Gesetzliche Verbote von Pubertätsblockern im Ausland
Weitere Stellungnahmen:
Grossbritannien:
Link: Genderdysphorie: England schränkt Verordnung von Pubertätsblockern ein
(Ärzteblatt)
Norwegen:
– Die Nationale Untersuchungskommission für das Gesundheits- und Pflegewesen (UKOM) in Norwegen:
Link: NORWEGENS NEUE TRANS-POLITIK Gesundheitskommission stuft Pubertätsblocker als experimentell ein (Schwulissimo)
Finnland:
Auch Finnland hat seine Behandlungsrichtlinien überarbeitet.
«Psychotherapie soll bei Kindern mit Geschlechtsidentitätsstörungen gegenüber Hormonbehandlungen und chirurgischen Eingriffen vorgezogen werden.»
Quelle/Link:
Transgender: Schweden stoppt Pubertätsblocker bei Minderjährigen (IMABE)
Originalempfehlung/Link: Medical treatment methods for dysphoria associated with variations in gender identity in minors – recommendation
Dänemark:
«Denmark has taken a step towards caution in gender care by offering a form of counselling rather than medical treatments to the main patient group of teenagers with no childhood history of distress in their birth sex.”
Quelle/Link:
Doubt in Denmark: Another progressive country is having second thoughts about paediatric gender transition(Gender Clinic News)
Niederlande
Auch in den Niederlanden gibt es eine sehr kritische Debatte zum Thema Geschlechtsanpassung, die zusammengefasst ist in einem Beitrag der SEGM:
„The 2023 Dutch Debate Over Youth Transitions
Medical, legal, and cultural debate over the practice of youth gender transitions has come to the birthplace of the Dutch Protocol.“
Zum Skandal um die Tavistock-Klinik für Geschlechtsanpassung
In Grossbritannien wurde beschlossen, die grösste britische Genderklinik Tavistock nach einem vernichtenden Untersuchungsbericht und juristischen Klagen von Betroffenen zu schliessen. Es ist zu befürchten, dass die Schweiz in zehn Jahren – so wie Grossbritannien – vor einem grossen Medizinskandal steht. Denn die Geschlechtsanpassung in der Schweiz basiert auf den gleichen Grundsätzen wie sie in der Tavistock-Klinik angewandt wurden.
Infos zum Tavistock-Skandal:
GENDERMEDIZIN: Operationen im Akkord (Frankfurter Zeitung)
Londoner Gender-Klinik wird geschlossen: Umgang mit Kindern „ungenügend“ (TAZ)
Untersuchungsbericht zum Tavistock-Skandal.
Schlussbericht zum Tavistock-Skandal belegt, dass Pubertätsblocker und Hormone zur „Geschlechtsanpassung“ keine wissenschaftliche Basis haben:
Medienberichte über Behandlungen zur Geschlechtsanpassung
Die Massenmedien gehen sehr unterschiedlich mit den problematischen Aspekten der Behandlungen zur Geschlechtsanpassung um. Das Thema wird selten aufgegriffen und dann oft unkritisch dargestellt. Ein krasses Beispiel hat die Wochenzeitung (WOZ) geliefert mit dem Artikel «Transpanik – Wer macht hier Terror?». Eine detaillierte Kritik dieses demagogischen und manipulativen Beitrags gibt es hier:
Wochenzeitung (WoZ): Bericht zur Transgender-Medizin mit krasser Schlagseite
Kritische Artikel sind eher die Ausnahme. Lesenswert:
☛ Interview mit Nadia Brönimann: Die bekannteste trans Frau der Schweiz will zurück zu ihrem alten Ich (SonntagsZeitung, Abo), Hier ohne Paywall: https://archive.is/OFM2R
☛ «Geschlechtsoperationen bei Minderjährigen: Ärzte schlagen wegen Brustamputationen Alarm – und werden zensiert», von Michèle Binswanger (Sonntagszeitung)
☛ «Die Angst davor, zum Mann zu werden», von Ritchie Herron (Schweizer Monat)
☛ «GESCHLECHTSMEDIZIN: Evidenzlose Selbstbestimmung», von Thomas Thiel (FAZ)
☛ «Einseitig und unkritisch – und Jugendliche sind keine Erwachsenen», von Prof. Dr. med. Urs Eiholzer, Leiter Pädiatrisch-Endokrinologisches Zentrum Zürich (Swiss Medical Forum)
☛ «Geschlechtsdysphorie: Der Körper ist kein Sprechakt», von Thomas Thiel (FAZ), Zitat: „Die Kritik an der geplanten Leitlinie zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die sich in ihrem Geschlecht unwohl fühlen, nimmt zu. Werden Risiken und Nebenwirkungen vernachlässigt?“
Aktuelle Übersichtsarbeit:
Interviews mit dem Münchner Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte:
„Trans-Kinder“: Ein Medizin-Skandal? (EMMA)
„Es gibt nur zwei biologische Geschlechter. So weit reicht unser Wissen“ (WELT)
Drei Schweizer Fachärzte warnen vor vorschnellen Geschlechtsanpassungen:
EIN AUFRUF ZUR VORSICHT:
Beurteilung und Behandlung von Geschlechtsdysphorie in der Pädiatrie
Fazit
Die Vorstellung, ein Kind könne im falschen Körper geboren werden, setzt eine Art von «Gender-Seele» voraus, die sich verirren kann. Das erinnert eher an religiöse Ideen.
In der föderalistischen Schweiz scheint sich keine Gesundheitsbehörde dafür verantwortlich zu fühlen, medizinische Leitlinien für die Behandlungen zur Geschlechtsanpassung auf einer wissenschaftlichen Basis zu erarbeiten. Die Regierung in Deutschland ist derart mit identitätspolitischen Theorien eingefärbt, dass ihr die kritische Distanz zum Transaktivismus komplett fehlt.
Diese Themen sind aber für die Gesellschaft wichtig und müssten in einer Demokratie offen und kontrovers diskutiert werden. Klar ist, dass Menschen, die an Geschlechtsdysphorie leiden, sich also in ihrem Geschlecht nicht wohl fühlen, Unterstützung bekommen sollen. Irreversible Massnahmen medikamentöser oder operativer Art sollten dabei aber insbesondere bei Jugendlichen sehr vorsichtig zum Zuge kommen. Psychotherapeutische Begleitung wird dabei von Ländern wie Finnland, Grossbritannien, Dänemark, Norwegen und Schweden stärker in den Vordergrund gerückt.
Nimmt man deren Richtlinien als Leitschnur, sieht es sehr danach aus, dass das Universitätsspital Basel und das Universitätsspital Zürich Behandlungen zur Geschlechtsanpassung anbieten, deren Sicherheit und Wirksamkeit nicht belegt sind. Es stellt sich daher die Frage, ob diese Universitätsspitäler an diesem Punkt nicht auf dem Niveau der Alternativmedizin agieren.