Der britisch-amerikanische Schriftsteller Salman Rushdie hält die Meinungsfreiheit in westlichen Ländern für bedroht.
In einer im Voraus aufgezeichneten Dankesrede für die Verleihung der British Book Awards erklärte der 75-jährige Salman Rushdie, ein solches Szenario habe es in seiner Lebenszeit noch nicht gegeben. Als Beispiel erwähnte der Schriftssteller den Druck auf Bibliotheken und Schulen in den USA, wo weltanschauliche Gruppierungen Bücher mit bestimmten Inhalten verbannen wollten. Das sei ziemlich bemerkenswert alarmierend, sagte Rushdie, «und wir müssen uns dessen sehr bewusst sein und sehr vehement dagegen ankämpfen.“
Er wandte sich ebenso gegen Bestrebungen, historische Bücher von als anstößig empfundenen Begriffen zu bereinigen, wie es bei Werken des Kinderbuchautors Roald Dahl und dem James-Bond-Autoren Ian Fleming vorgekommen sei. Die Idee, James Bond politisch korrekt machen zu wollen, sei beinahe skurril.
Rushdie sprach sich stattdessen dafür aus, zuzulassen, „dass Bücher aus ihrer Zeit zu uns kommen und ihrer Zeit entstammen“.
Den British Book Award gibt es seit 1990. Er wird seit 2017 vom Branchenmagazin „The Bookseller“ vergeben. Rushdie bekam den erst zum zweiten Mal vergebenen Sonderpreis „Freedom to Publish“.
Quellen:
Salman Rushdie: Meinungsfreiheit in westlichen Ländern bedroht (Deutschlandfunk)
Salman Rushdie: „Vehement dagegen ankämpfen“ (Süddeutsche)
Anmerkungen zur Bedrohung der Meinungsfreiheit:
☛ Die Meinungsfreiheit ist vor allem in den USA von rechtsevangelikalen Kreisen bedroht. Sie bekämpfen alles, was ihrer religiösen Weltsicht widerspricht. Aber auch linke Identitätspolitik ist eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit.
Buchtipps dazu:
- «Global gescheitert? Der Westen zwischen Anmassung und Selbsthass», von Susanne Schröter, Herder Verlag 2022. Gute Einführung in die wichtigen Themen der Identitätspolitik für Leute, die sich noch wenig damit befasst haben.
- «Die Verteidigung der Wahrheit: Fake News, Trolle, Verschwörungstheorien und Cancel Cultur», von Jonathan Rauch, Hirzel Verlag 2022.
☛ Verschwörungsgläubige klagen oft über eine Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit. Sie missverstehen dabei aber oft, was mit Meinungsfreiheit gemeint ist. Siehe dazu:
Meinungsfreiheit & Verschwörungstheorien
☛ Salman Rushdie geriet durch sein Werk «Satanische Verse» (1988) ins Fadenkreuz radikaler Islamisten insbesondere im Iran und in Saudi-Arabien. Der damalige Oberste Führer des Iran Ruhollah Chomeini, verurteilte Rushdie mittels einer Fatwa am 14. Februar 1989 zum Tode. Es wurde ein Kopfgeld von inzwischen insgesamt fast vier Millionen Dollar ausgesetzt. Am 12. August 2022 wurde anlässlich eines Vortrags ein Messerattentat auf Salman Rushdie ausgeführt. Er überlebte, ist aber auf dem linken Auge blind und kann eine Hand nicht mehr bewegen.
Rushdie hat also einschneidende Erfahrungen gemacht mit der Einschränkung von Meinungsfreiheit.