Die linke Wochenzeitung (WoZ) bringt immer wieder auch gut recherchierte, differenzierte Artikel. Wenn es um Identitätspolitik geht, sind die Beiträge aber oft ideologisch gefärbt und einseitig. Das ist nicht weiter erstaunlich, ist die demokratie- und wissenschaftsfeindliche Identitätspolitik inzwischen schon fast so etwas wie der Kreationismus der akademischen Linken. Der WoZ-Artikel «Transpanik – Wer macht hier Terror?» handelt von «Transgender-Medizin» und zeigt beispielhaft die ideologische Schlagseite der identitätspolitischen Szene.
Die WoZ hat für den Artikel mit zwei Fachleuten gesprochen, die beide stark in der affirmativen Transgender-Medizin engagiert sind: David Garcia Nuñez, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter des Innovations-Focus Geschlechtervarianz am Universitätsspital Basel und Dagmar Pauli, Chefärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK). Fachleute, die der heutigen Transgender-Medizin kritisch gegenüberstehen, kommen nicht zu Wort. Der Artikel macht es sich fachlich sehr einfach, indem nur die SVP als Gegner aufgebaut wird.
Damit ist schon klar, wo die Guten sind und wo die Bösen. Dass es neben der SVP-Polemik viele kritische Argumenten aus Wissenschaft und Medizin gibt, bleibt praktischerweise aussen vor.
Polemisches Framing
Schon der Titel framt den Beitrag entsprechend:
«Transpanik – Wer macht hier Terror?»
Hier wird schon eingangs unterstellt: Wer kritische Einwände hat zur Transgender-Medizin, leidet an «Panik» oder macht «Terror» (was als Verharmlosung von «Terror» aufgefasst werden könnte).
Im «Lead» geht das so weiter:
«Wahlkampf gegen Regenbogenflaggen und Hetze gegen Aufklärungsunterricht. Die von rechts geschürte Panik kann nur mit nüchterner Wissenschaft bekämpft werden.»
Geht es im Inhalt dieses Artikels nicht vor allem um Transgender-Medizin? Mit Seitenhieben wie «Wahlkampf gegen Regenbogenflaggen» und «Hetze gegen Aufklärungsunterricht» werden Gegner schon mal als überzogen und skurril dargestellt – Dass es auch ernsthafte Kritiker geben könnte, ist schon an dieser Stelle kaum mehr denkbar. Und sowieso ist das alles nur «rechts geschürte Panik», womit sich eine seriöse Auseinandersetzung mit Gegenpositionen erübrigt. Ah nein, da wird ja darauf hingewiesen, dass man die «von rechts geschürte Panik» mit «nüchterner Wissenschaft bekämpfen» soll.
Nüchterne Wissenschaft? Von wegen
Guter Vorsatz, nur kommen konkrete wissenschaftliche Aussagen in dem Beitrag nicht vor. Es wird nur sehr allgemein von «Studien» geredet, die alle positiv sind. Keine konkreten Ergebnisse, keine Quellenangaben, kein Hinweis, wie ungeklärt und unbefriedigend der Forschungsstand in sehr weiten Bereichen der Transgender-Medizin ist.
Den nüchternen Blick auf Geschlechtsumwandlungen – den die WOZ verspricht, aber nicht liefert – bietet zum Beispiel das „Ärzteblatt“.
Zitat:
«In der ersten Hälfte dieses Jahres hat sich innerhalb der medizinischen Fachgruppen in mehreren Staaten ein Wandel vollzogen, wenn es um die Therapie von Menschen mit nonkonformen Geschlechtsidentitäten geht: In immer mehr europäischen Ländern – zuletzt in England – mahnen Fachgesellschaften zu größerer Vorsicht im Rahmen einer sogenannten „Gender-affirming Care“ oder affirmativen Therapie von Minderjährigen mit Transitionswünschen.
Eine pharmakologische Behandlung, die die Pubertät anhält und danach mit Cross-Sex-Hormonen die Ausbildung von gegengeschlechtlichen körperlichen Geschlechtsmerkmalen fördert, soll zurückhaltender eingesetzt werden, mitunter nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Studien und nicht, ohne zuvor andere psychiatrische Komorbiditäten abgeklärt zu haben.
Denn, so lassen sich zahlreiche der Begründungen auf einen Nenner bringen, die wissenschaftliche Evidenz dafür, dass diese Therapien eher nützten, als dass sie schadeten, sei nicht so robust, wie über viele Jahre hinweg proklamiert worden sei. Was das bedeutet und ob dadurch auch die Therapieentscheidungen hierzulande beeinflusst werden könnten, wird kontrovers diskutiert…………..»
Quelle: Genderdysphorie: Mehr Zurückhaltung bei der Therapie von Kindern mit Pubertätsblockern (Ärzteblatt)
Den nüchternen Blick auf die Wissenschaft schaffen auch die FAZ:
Geschlechtsmedizin : Evidenzlose Selbstbestimmung (FAZ)
Und das medizinische Fachportal „DocCheck“:
Das (De)Transition-Dilemma (DocCheck)
Im Gegensatz dazu bleibt der WOZ-Artikel komplett im ideologischen Nebel stecken.
Antitranskampagnen in den USA
Dann kommt der WoZ-Artikel auf die «unerbittliche Antitranskampagne der Republikanischen Partei in den USA zu sprechen. Die gibt es tatsächlich. Aber auch an diesem Punkt macht es sich der Artikel sehr einfach. Die USA und auch Grossbritannien sind uns an diesem Punkt einfach 10 Jahre voraus. In diesen Ländern treten immer mehr Detrans-Personen an die Öffentlichkeit, Menschen also, die ihre in der Kindheit und Jugend durchgeführte Transition als Fehler betrachten und zum Teil die Ärzte verklagen, weil sie sich zu stark in Richtung Trans gedrängt fühlten.
Siehe dazu:
☛ Den Fall von Chloe Cole, die die geschlechtsangleichende Behandlung ihres 15-jährigen Körpers als barbarische Pseudowissenschaft bezeichnet. Bericht dazu in «THE SPECTATOR»:
The truth about ‘gender-affirming care’
☛ Artikel zur Tavistock-Klinik, der führenden Klinik für Geschlechtsumwandlungen in Grossbritannien. Die Tavistock-Klinik wird wegen zahlreicher Klagen und skandalösen Therapien geschlossen:
Transgenderklinik in London könnte vor Klagewelle stehen (Ärzteblatt)
SCHLUSS FÜR TRANS-KLINK IN ENGLAND: Kritiker wurden laut Gutachten sofort als transphob gebrandmarkt (Schwulissimo)
„Die Gender-Abteilung der Tavistock-Klinik muss schließen. Eine Untersuchung wies Englands einziger solcher Einrichtung schwere Mängel nach.“ (TAZ) Quelle: Londoner Gender-Klinik wird geschlossen: Umgang mit Kindern „ungenügend“
Infos zum Untersuchungsbericht hier:
Kein Wort davon im WoZ-Artikel.
Weiter in der «WoZ»:
«In diversen US-Staaten werden geschlechtsangleichende Behandlungsmethoden für minderjährige trans Personen verboten.»
Diese Aussage stellt die WoZ in den Kontext der Antitranskampagne der Republikaner. Kein Wort davon, dass zum Beispiel auch der NHS in Grossbritannien eine 180-Grad-Wende gemacht hat und den Einsatz von Pubertätsblockern bei Kindern und Jugendlichen nun untersagt (ausgenommen im Rahmen von Forschung). Dies geschah aus medizinischen Gründen und aufgrund von Kritik durch Fachleute und Fachverbände. Beispiel:
«Although transition regret and detransition are often dismissed as rare, the increasing number of young detransitioners who have come forward in recent years to publicly share their experiences suggests that there are cracks in the gender-affirmation model of care that can no longer be ignored. In this commentary, I argue that the medical community must find ways to have more open discussions and commit to research and clinical collaboration so that regret and detransition really are vanishingly rare outcomes. Moving forward, we must recognize detransitioners as survivors of iatrogenic harm and provide them with the personalized medicine and supports they require.»
Sarah C. J. Jorgensen, University of Toronto, im “Journal of Sex & Marital Therapy”:
Iatrogenic Harm in Gender Medicine (https://doi.org/10.1080/0092623X.2023.2224320)
Die “WoZ” schreibt weiter:
“Neue Gesetze kriminalisieren bereits die Erwähnung unterschiedlicher Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten. Einschlägige Bücher werden aus Schulen und Bibliotheken verbannt.»
Diese Einschränkungen sind unakzeptabel. Allerdings existiert eine vergleichbare «Cancel Culture» auch auf der Gegenseite, was die «WoZ» unter den Tisch fallen lässt.
Cancel Culture auf beiden Seiten
Die norwegische Gesetzeslage lässt es zu, dass jemand eines Hassverbrechens beschuldigt wird wegen Äusserungen wie «Nur Frauen können Mutter werden» oder wenn jemand in Frage stellt, dass auch Männer lesbisch sein können (Quelle).
In Grossbritannien werden in manchen Bibliotheken Gender-kritische Bücher aus dem Sichtbereich des Publikums entfernt. Sie können noch ausgeliehen werden, stehen aber nicht im Gestell. Betroffen war unter anderen das fundierte Buch von Kathleen Stock, «Material Girls» (Quelle: BBC, Twitter).
Im Folgenden betreibt der «WoZ»-Artikel wieder die Abwertung von Einwänden als «moralische Massenpanik» und der Hinweis auf die Notwendigkeit eines Blicks in die wissenschaftliche Literatur:
«Doch wo immer eine moralische Massenpanik geschürt wird, hilft ein Blick in die wissenschaftliche Literatur.»
Leider liefert die «WoZ» dann allerdings keinen «Blick in die wissenschaftliche Literatur», sondern vages Gerede:
«Bis heute wissen wir nicht, welche Anteile von Geschlecht sich biologisch oder genetisch und welche Teile sich soziokulturell klar bestimmen lassen – und wie das Wechselspiel zwischen den beiden wirklich funktioniert. Naheliegend: Es ist eben nicht so einfach, wie das kategoriale binäre System suggeriert.»
Nur zwei biologische Geschlechter
Natürlich gibt es in diesem Bereich offene Fragen, allerdings wohl vor allem im Terrain der Sozialwissenschaften. Für die Biologie ist hingegen klar, dass es biologisch gesehen zwei Geschlechter gibt und das binäre System gilt, wie bei anderen Säugetieren auch. Siehe Fachartikel peer-reviewed:
Biological sex is binary, even though there is a rainbow of sex roles
Der amerikanische Evolutionsbiologe Richard Dawkins schreibt dazu: «sex is one of the few genuine binaries of biology». (Quelle)
Biologisch gesehen lässt sich die Binarität nicht weg schwurbeln, auch wenn die «WoZ» so tut als ob.
Diskussionen um die Frage, «Was ist eine Frau?», helfen trans Menschen nicht im Alltag, findet die WoZ. Das wird wohl niemand bestreiten. Bei den weitreichenden gesellschaftlichen Folgen, die damit verbunden sind, dass jede Person inzwischen ihr Geschlecht durch einen einfachen Sprechakt auf dem Zivilstandamt ändern kann, sind solche Diskussionen allerdings nachvollziehbar und sogar nötig. Mit der Transgender-Medizin haben sie jedoch kaum etwas zu tun. Weshalb also diese Bemerkung an dieser Stelle?
Besorgnis um affirmative Transgender-Medizin bei Kindern und Jugendlichen vom Tisch gewischt
Es geht aber noch absurder weiter in diesem «WoZ»-Artikel:
«Erschöpft sich die Frage nach dem Wesen der Frau, folgt oft die nächste Diskursstation: Kinder und Jugendliche müssten vor der «Trans-Ideologie» geschützt werden. Ein klassischer diskursiver Trick, vermutet David Garcia Nuñez:
«Zuerst will man die Rechte der Schwächsten beschneiden. Danach folgen alle anderen.»
Die Sorge um Kinder und Jugendliche, die mit Pubertätsblockern und Hormonen behandelt werden, später zu einem grossen Teil gefolgt von chirurgischen Eingriffen wie Brustamputationen und lebenslanger Hormonbehandlung, diese Sorge tut David Garcia Nuñez als klassischen diskursiven Trick ab. Das passt zu seinen Aussagen auf Twitter («X»), wo er kritische Einwände schnöd als «transphob» vom Tisch wischt und Kritikerinnen mit dem Hassbegriff TERF diffamiert. Glaubwürdigkeit verschafft diese Hasssprache nicht, im Gegenteil, Glaubwürdigkeit löst sich so in Luft auf.
Staatliche Gesundheitsdienste schränken Pubertätsblocker ein
Die «WoZ» weiter:
«Konservative Kreise kritisieren an der Pubertätsblockade, dass die Datenlage noch ungenügend sei.»
Soso…konservative Kreise also. Das mag ja sein, doch die «WoZ» unterschlägt, wer in den letzten Jahren hauptsächlich die Anwendung von Pubertätsblockern wegen ungenügender Datenlage und aus Sicherheitsgründen eingeschränkt hat.
Zum Beispiel:
☛ Der britische NHS: Pubertätsblocker dürfen künftig nur noch im Rahmen einer klinischen Studie erfolgen soll. Als Grund für die Restriktionen werden die fehlenden Erkenntnisse zu der Behandlung mit Pubertätsblockern aufgeführt.
Genderdysphorie: England schränkt Verordnung von Pubertätsblockern ein
(Ärzteblatt)
☛ die Nationale Untersuchungskommission für das Gesundheits- und Pflegewesen (UKOM) in Norwegen:
NORWEGENS NEUE TRANS-POLITIK Gesundheitskommission stuft Pubertätsblocker als experimentell ein (Schwulissimo)
☛ Schweden: «Das Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm hat eine neue Leitlinie zur Therapie von Minderjährigen mit sog. Geschlechtsdysphorie (GD) herausgegeben. Seit Mai 2021 dürfen keine Medikamente mehr zur Unterdrückung der Pubertät oder gegengeschlechtliche Hormonbehandlungen bei Patienten unter 18 Jahren verschrieben werden. Die Uniklinik warnt davor, dass diese Behandlungen „irreversible negative Folgen“ haben könnten. Einzige Ausnahme bilden streng kontrollierte klinische Studien, die nur nach Genehmigung durch den schwedischen Ethikrat durchgeführt werden dürfen. Das berichtet die Society for Evidence based Gender Medicine (8.5.2021).» Auch Finnland hat seine Behandlungsrichtlinien überarbeitet. Psychotherapie soll bei Kindern mit Geschlechtsidentitätsstörungen gegenüber Hormonbehandlungen und chirurgischen Eingriffen vorgezogen werden.
Quelle: BIOETHIK AKTUELL
Transgender: Schweden stoppt Pubertätsblocker bei Minderjährigen (IMABE)
☛ Dänemark: «Denmark has taken a step towards caution in gender care by offering a form of counselling rather than medical treatments to the main patient group of teenagers with no childhood history of distress in their birth sex.”
Quelle:
Doubt in Denmark: Another progressive country is having second thoughts about paediatric gender transition (Gender Clinic News)
Denmark Joins the List of Countries That Have Sharply Restricted Youth Gender Transitions (Society for evidence based gender medicine, SEGM)
Auch in den Niederlanden gibt es eine sehr kritische Debatte zu diesem Thema, die zusammengefasst ist in einem Beitrag der SEGM:
„The 2023 Dutch Debate Over Youth Transitions
Medical, legal, and cultural debate over the practice of youth gender transitions has come to the birthplace of the Dutch Protocol.“
Aber die «WoZ» redet nur von konservativen Kreisen. Damit hat man die eigenen Leserinnen und Leser wohl leicht im Sack.
Krass einseitig dargestellte Studienlage zur Transgender-Medizin
Der «WoZ»-Artikel stellt die Studienlage zur Transgender-Medizin generell als positiv und geklärt dar. Das ist grob irreführend:
«Mit einer medizinischen Pubertätsblockade kann man für einige Jahre auf den Pausenknopf drücken. So gibt man Betroffenen Zeit, sich über ihren emotionalen Bezug zum eigenen Körper und ihre soziale Identität Gedanken zu machen, und verringert ihren Leidensdruck signifikant. Die Effekte sind dabei reversibel. Stoppt man die Gabe von Pubertätsblockern, kann man in die körperlich vorbestimmte Pubertät eintreten – oder geschlechtsangleichende Schritte einleiten.»
Pubertätsblocker als «Pausenknopf» zu verharmlosen ist ziemlich verwegen und dass die Effekte «reversibel» sind, ist nicht belegt. Michael Biggs, außerordentlicher Professor an der Fakultät für Soziologie und am St. Cross College der Universität von Oxford, widerspricht dieser Aussage im renommierten Journal of Sex and Marital Therapy, eine der weltweit führenden Fachpublikationen auf dem Gebiet der menschlichen Sexualität:
«Der Eingriff wurde mit der Behauptung gerechtfertigt, er sei reversibel und diene der Diagnose, doch diese Behauptungen erweisen sich zunehmend als unglaubwürdig. Die wichtigsten Belege für das niederländische Protokoll stammen aus einer Längsschnittstudie mit 70 Jugendlichen, die einer Pubertätsunterdrückung mit anschließender Verabreichung von geschlechtsübergreifenden Hormonen und einer Operation unterzogen wurden….Die Beweise sind weniger überzeugend, als es den Anschein hat: Die Zahl der Beobachtungen war deutlich geringer als 70, die berichtete Verringerung der Geschlechtsdysphorie hing von nicht messbaren Skalen ab, und in den Ergebnissen fehlt eine Patientin, die starb, weil die Unterdrückung der Pubertät eine riskantere Vaginoplastik erforderte.»
Quelle:
PUBERTÄTSBLOCKER IN DER KRITIK Fach-Publikation belegt offenbar massive lebenslange Langzeitfolgen (Schwulissimo)
Nur konservative Kreise?
YouTube-Video zeigt desolate Studienlage zur Transgender-Medizin
Der Psychologie und Neurowissenschaftler Varnan hat im YouTube-Kanal SciPhi die Studienlage zur Transgender-Medizin zusammengefasst und bietet einen informativen Einblick:
Die Mythen der affirmativen Transgender-Medizin werden auch hier Punkt für Punkt widerlegt:
Myths of Gender Affirming Care (Paradox Institut)
David Garcia Nuñez wird im «WoZ»-Artikel folgendermassen zitiert:
«Ich wünsche mir manchmal, dass sich die Gegner:innen seriöser mit dem Thema auseinandersetzten, denn wir tun es auch.»
Der erste Teil dieses Satzes trifft wohl zu, wenn als Gegner wie in diesem Artikel nur die SVP und «Konservative» angesehen werden und alle seriösen Kritiker ausgeblendet werden. Und der Schluss des Satzes ist nicht glaubwürdig, wenn dieser ideologisch aufgeladene und einseitige Artikel zum Massstab genommen wird.
Medizinischer Skandal in der affirmativen Transgender-Medizin im Anmarsch?
Es ist zu befürchten, dass die Schweiz in zehn Jahren – so wie Grossbritannien – vor einem grossen Medizinskandal steht. In London wurde beschlossen, die grösste britische Genderklinik Tavistock nach einem vernichtenden Untersuchungsbericht und juristischen Klagen von Betroffenen zu schliessen:
GENDERMEDIZIN: Operationen im Akkord (Frankfurter Zeitung)
«Kritiken wurden als transphob gebrandmarkt» – dieser fahrlässige und höchst problematisch Umgang mit Kritik hat wesentlich zum Desaster in der Tavistock-Klinik beigetragen. Die Twitter-Beiträge von David Garcia Nuñez zeigen das gleiche Muster. Und im WOZ-Artikel erklärt er, den Kritikern gehe es darum „die Rechte der Schwächsten“ zu beschneiden. Das wird wohl kaum zutreffen auf das Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm und die Gesundheitsbehörden in Norwegen, Dänemark, Grossbritannien und Finnland. Aber davon redet der WOZ-Artikel lieber nicht.
Fazit:
- Der Artikel stellt die Studienlage zur Transgender-Medizin massiv einseitig dar.
- Der Artikel framt jede Kritik als rechts-konservativ. Er unterschlägt die wissenschaftliche Kontroverse und die heftigen Kehrtwenden, die mehrere Länder in diesem Bereich aus medizinischen Gründen hingelegt haben.
- Der Artikel ist durch und durch ideologisch eingefärbt.
- Der Artikel macht den Eindruck einer Publi-Reportage für die Pharma- und Medizinindustrie. Wie im Gegensatz dazu ein kritischer, engagierter Journalismus aussehen könnte, zeigt beispielsweise ein Interview im australischen Sender 7News:
Ein kritischer Journalismus könnte den Interviewten Fragen stellen wie:
- Welche Behandlungsrichtlinien gelten in ihrer Institution und wer hat diese beschlossen?
- Behandeln sie immer noch nach dem inzwischen als sehr fragwürdig geltenden „Dutch-Protocol“?
- Welche Schlussfolgerungen ziehen sie für ihre Arbeit aus dem Skandal um die Tavistock-Klinik?
- Welche Schlussfolgerung ziehen sie für ihre Arbeit aus den drastischen Einschränkungen, die Länder wie Grossbritannien, Finnland, Norwegen, Dänemark und Schweden für geschlechtsangleichende Massnamen bei Minderjährigen eingefügt haben?
Der WOZ-Artikel hakt nicht ansatzweise kritisch nach.
Quelle:
Trans-Panik: Wer macht hier Terror? (Wochenzeitung, WoZ)
Siehe auch:
Transgender-Medizin: Kritik am Dutch-Protocol