«Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht», lautet der Untertitel des lesenswerten Buches von Philipp Hübl. Der Philosoph beschreibt darin anschaulich gesellschaftlich problematische Erscheinungen, die sich auch deutlich im Kontext von Identitätspolitik / Wokeness zeigen. In diesen Bereichen präsentiert sich politische Moralisierung in vielfältigsten Formen. Wer Identitätspolitik / Wokeness besser verstehen will, bekommt dazu von Philipp Hübel viele brauchbare Erläuterungen.
Der Verlag schreibt zum Buch von Philip Hübel:
«Moral als Show: Wenn es wichtiger ist die richtige Haltung zu zeigen, als sie zu haben – und warum das ein Problem ist.
Wir wollen gute Menschen sein, aber das allen anderen auch zeigen. Denn unser moralischer Charakter verschafft uns Anerkennung und Attraktivität. Doch durch den Einfluss der digitalen Medien wird Moral immer mehr zum Statussymbol und die öffentliche Diskussion zu einem Moralspektakel. Mit negativen Folgen, denn die inszenierte Moral führt zu Populismus, Symbolpolitik, verzerrter Forschung und wirkungslosen Maßnahmen gegen Diskriminierung. Statt uns in Schaukämpfen zu profilieren, zeigt uns Philipp Hübl, wie wir einer universellen Ethik folgen können, um reale Missstände zu beseitigen – einer Ethik, in der weder autoritäres Denken noch Opfergruppen im Mittelpunkt stehen, sondern der selbstbestimmte Mensch.»
Philipp Hübl studierte Philosophie und Sprachwissenschaft in Berlin, Berkeley, New York und Oxford. Er lehrte Theoretische Philosophie an der RWTH Aachen, an der Humboldt-Universität Berlin und als Juniorprofessor an der Universität Stuttgart. Er ist Autor mehrerer Bücher, zum Beispiel »Bullshit-Resistenz« (2018) und »Die aufgeregte Gesellschaft« (2019). Philipp Hübl veröffentlicht regelmässig philosophische Beiträge unter anderem in der Zeit, FAZ, taz, NZZ, Welt, FR, im Standard, Deutschlandradio und im Philosophie Magazin.
Zitat aus dem Buch «Moralspektakel» von Philipp Hübl:
«Im Gegensatz zur klassischen Oberschicht, die Luxusuhren trug, hat die neue moralische Oberschicht solche luxuriösen Überzeugungen (luxury beliefs), wie der Psychologe Rob Henderson und andere sie nennen. Manchmal handelt es ich dabei um kostspielige Signale, weil es intellektuell anspruchsvoll ist, sie zu erwerben. Meist jedoch bleibt es risikoarm, diese Ansichten zu vertreten, weil sie entweder so utopisch sind, dass sie niemals Wirklichkeit werden, oder weil sie einen Fernbereich betreffen, der mit dem Leben der Theoretiker wenig zu tun hat. Die akademische Elite gibt sich mit luxuriösen Überzeugungen gerade deshalb demonstrativ individuell, entspannt und locker, weil sie die Kosten ihrer Einstellungen, sofern diese umgesetzt werden, nicht selber tragen muss. Mit einem Wort: Luxuriöse Überzeugungen eignen sich ideal für ein Moralspektakel….
Mitglieder der moralischen Elite sind im Mittel sehr offen gegenüber der Aufnahme von Migranten, auch gegenüber denen, die nicht als Schutzsuchende, sondern aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen, schicken dann aber ihren Nachwuchs nicht zusammen mit Flüchtlingskindern auf unterfinanzierte Brennpunktschulen, sondern auf Gymnasien in bürgerlichen Wohnvierteln. Und sie müssen auch keine Sorge haben, dass Flüchtlinge ihnen am Arbeits- oder Wohnungsmarkt Konkurrenz machen.»
Quelle:
«Moralspektakel – Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht», von Philipp Hübl, Siedler Verlag 2024.
Ergänzungen:
☛ Siehe auch: Moralismus, politischer
☛ Philipp Hübl über das Buch „Moralspektakel“ bei 3SAT Kulturzeit: Moral als Statussymbol (April 2024):
☛ Philipp Hübl und Frank Lüdecke über das „Moralspektakel“ im Kabarett „Die Stachelschweine“ Mai 2024:
☛ «Philipp Hübl diskutiert» mit Jörg Scheller über Identitätspolitik:
☛ Prof. Dr. Philipp Hübl: Moralspektakel – über Virtue Signaling und Bullshitresilienz: