Der Begriff «Demagogie» stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Volksaufwiegelung“, „politische Verhetzung“. Mit Demagogie ist in mehr oder weniger starkem Ausmass auch in Demokratien zu rechnen. Sie ist ein Gift für die Demokratie, vor allem wenn sie in starker «Dosierung» auftritt.
Demagogie hatte aber nicht immer ein negatives Image. In der griechischen Antike war ein Demagoge ein angesehener Redner und ein Führer des Volkes bei politischen Entscheidungen.
Demagogie ist jedoch eine politische Strategie, die sich von einer Demokratie – so wie wir sie heute verstehen – fundamental unterscheidet.
Demokratie nennen wir heute ein politisches System, in dem die Macht vom Volk ausgeht. In einer Demokratie haben die Bürgerinnen und Bürger das Recht, an Wahlen teilzunehmen, ihre Vertreter zu wählen und an politischen Entscheidungsprozessen mitzuwirken. Grundpfeiler der Demokratie sind die Achtung der Menschenrechte, die Rechtsstaatlichkeit und die Meinungsfreiheit. Ziel ist es, eine Gesellschaft zu schaffen, in der die Stimmen aller gehört werden und Entscheidungen im Interesse der Allgemeinheit getroffen werden.
Demagogie dagegen bezieht sich auf eine politische Strategie, bei der ein Führer oder eine Gruppe versucht, die Masse durch emotionale Appelle, Übertreibungen oder populistische Rhetorik zu manipulieren. Demagogen nutzen häufig und systematisch Ängste, Vorurteile oder Unzufriedenheit der Bevölkerung aus, um Unterstützung zu gewinnen, ohne dabei auf rationale Argumente oder Fakten zu achten. Dies kann eine Spaltung der Gesellschaft bewirken und die demokratischen Werte untergraben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Demokratie auf der aktiven und informierten Teilnahme der Bürger beruht, während Demagogie häufig auf Manipulation und emotionaler Beeinflussung basiert. Sich dieser Unterschiede bewusst zu sein ist wichtig, um die Integrität demokratischer Prozesse zu schützen.
Wie gefährdet Demagogie die Demokratie?
Demagogie kann die Demokratie auf mehrere Arten gefährden:
- Durch Manipulation der öffentlichen Meinung:
Demagogen nutzen emotionale Appelle und vereinfachte Lösungsversprechen, um komplexe Probleme zu verzerren. Dies kann dazu führen, dass Wählerinnen und Wähler ungenügend informierte oder fehlinformierte Entscheidungen treffen und auf populistische Rhetorik hereinfallen.
- Durch Spaltung der Gesellschaft:
Demagogie fördert häufig ein scharfes „Wir gegen die“-Denken, das soziale Spannungen und Konflikte verstärken kann. Dies kann zu einer Polarisierung führen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet und die Zusammenarbeit in einer demokratischen Gesellschaft erschwert. Spitzt sich eine solche Entwicklung zu, landet eine Gesellschaft im Stammesdenken (Tribalismus), und dieses bietet optimale Bedingungen für weitere demagogische Agitation. Die USA sind dafür ein besorgniserregendes Beispiel.
- Durch Erosion von Institutionen:
Demagogen neigen dazu, toxisches Misstrauen gegenüber etablierten Institutionen und Medien zu schüren, indem sie diese als „korrupt“ oder „unfähig“ darstellen. Dies kann das Vertrauen in die Demokratie untergraben und die Legitimität von Wahlen und anderen demokratischen Prozessen in Frage stellen.
Zum Unterschied zwischen toxischem und gesundem Misstrauen siehe hier:
Misstrauen, toxisches – als Bestandteil von Verschwörungstheorien
- Durch Einschränkung der Meinungsfreiheit:
In extremen Fällen können demagogische Führer versuchen, abweichende Meinungen zu unterdrücken oder Kritiker zum Schweigen zu bringen, was die pluralistische Basis der Demokratie gefährdet. Das sieht man beispielsweise, wenn demokratische gewählte Demagogen wie Viktor Orban in Ungarn sich die grosse Mehrzahl der Medien unterwerfen.
- Durch Populistische Gesetzgebung:
Demagogen können versuchen, Gesetze zu erlassen, die kurzfristige populäre Forderungen bedienen, jedoch langfristig schädlich für die demokratischen Strukturen und die Rechtsstaatlichkeit sind.
Demagogie gefährdet also die Demokratie, indem sie die informierte Bürgerbeteiligung untergräbt, das Vertrauen in Institutionen zersetzt und die gesellschaftliche Kohäsion schwächt. Deshalb ist es wichtig, wachsam zu sein und die Prinzipien der Demokratie zu verteidigen, um solche Gefahren abzuwehren.
Anmerkungen:
☛ Das beste Lehrbeispiel für einen hochgradigen Demagogen bietet gegenwärtig Donald Trump. Deshalb sollten Demokratinnen und Demokraten bei Wahlen niemandem ihre Stimme geben, der diesen Egomanen gut findet. Siehe:
Trump Donald – ein Meister in der Bewirtschaftung von Verschwörungstheorien
☛ Ausserdem:
Demagogie erkennen – acht Merkmale