Desinformation lässt sich durch folgende vier Punkte beschreiben:
1) Es werden falsche Informationen verbreitet.
2) Der Verbreiter der Informationen weiss, dass sie falsch sind.
3) Die falschen Informationen werden zum Zweck verbreitet, die Empfänger absichtlich zu manipulieren.
4) Die Manipulation geschieht zum Nutzen des Verbreiters der Desinformation.
Desinformationskampagnen arbeiten zum Beispiel mit
- Ablenken, beispielsweise durch „Flood the Zone with Shit“, eine Empfehlung für Demagogen und Desinformanten, die auf den Trump-Berater Steve Bannon zurückgeht.
- Verzerrte Darstellung, weglassen wichtiger Aspekte.
- Verunsichern, beispielsweise durch Verbreitung zahlloser sich widersprechender Varianten eines Ereignisses.
- Abstreiten, dem politischen Gegner immer das vorwerfen, was man selber tut.
Wie gefährdet Desinformation die Demokratie?
Desinformation kann die Demokratie auf unterschiedliche Arten gefährden:
- Erosion des Vertrauens: Falsche Informationen können das Vertrauen der Bürger in wichtige Institutionen, wie die Regierung und die Medien, unterminieren. Wenn Menschen nicht mehr wissen, welchen Quellen sie vertrauen können, kann dies zu einer allgemeinen Skepsis gegenüber dem politischen System und schliesslich zur Entfremdung von der Demokratie führen.
- Beeinträchtigung der Wahlen: Desinformation kann eingesetzt werden, um Wähler zu verwirren oder zu entmutigen, was die Wahlbeteiligung beeinträchtigen und die Integrität des Wahlprozesses beschädigen kann.
- Manipulation der öffentlichen Meinung: Desinformation kann genutzt werden, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, indem falsche Narrative verbreitet werden. Dadurch können Wahlen und politische Entscheidungsprozesse negativ beeinflusst werden.
- Polarisierung der Gesellschaft: Falsche Informationen können bestehende gesellschaftliche Spaltungen vertiefen und zu einer stärkeren Polarisierung führen. Dies kann den Dialog zwischen verschiedenen Gruppen erschweren und Konflikten verschärfen.
- Radikalisierung: Falsche Informationen können Extremismus schüren, indem sie Menschen in bestimmte ideologische Richtungen drängen und sie von moderaten Ansichten abbringen.
Desinformationskampagnen sind für Demokratien eine grosse Herausforderung. Sie werden von verschiedensten Akteuren betrieben, darunter auch von rund 80 Ländern, die staatliche Desinformation einsetzen. Besonders intensive, kontinuierliche und systematische Desinformationskampagnen gegen Demokratien werden durch geführt von Russland und China. Diese Autokratien nutzen die Medienfreiheit in demokratischen Staaten für politische und wirtschaftliche Manipulationen. Siehe dazu auch:
Buchtipp: «Die Achse der Autokraten», von Anne Applebaum
Was tun gegen Desinformation?
Um die Herausforderung durch Desinformationskampagnen zu bewältigen, braucht es Ansätze auf staatlicher und individueller Ebene.
Staatliche Ebene:
►Für die Stabilität von Demokratien ist es wichtig, wo immer möglich die Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu fördern.
►Eine qualitativ hochstehende, vielfältige Medienlandschaft sollte gefördert werden. Private Medien stehen kommerziell stark unter Druck, unter anderem, weil Facebook, Google und Co. massiv Werbegelder abziehen. Unter diesen Umständen sind öffentlich-rechtliche Medien essentiell, sie müssen allerdings unabhängig von staatlichen Einflüssen sein. Zu den Problemen im Medienbereich siehe auch:
Wie Medien via Aufmerksamkeitsfalle den Populismus fördern
►Die Regulierung von Social-Media-Plattformen ist mit Nachdruck zu fordern. Das ist eine Gratwanderung zwischen dem Recht auf freie Meinungsäusserung, das möglichst weitgehend gewahrt werden muss, und der dringend nötigen Eindämmung von Desinformation. Im Vordergrund der Regulierung sollten die Algorithmen der Plattformen stehen, die stark zur Reichweite von Desinformationkampagnen beitragen, sowie die Bekämpfung von Bots.
Individuelle Ebene:
► Nicht alles glauben, aber auch kein generalisiertes Misstrauen entwickeln. Demokratie braucht eine gewisse Portion an gesundem Misstrauen und gesundem Zweifel. Es gibt aber auch toxisches Misstrauen und toxischen Zweifel. Zu den Unterschieden siehe:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
►Quellen überprüfen und sich überlegen, wozu der Absender der Meldung den Empfänger möglicherweise bewegen möchte, vor allem bei Meldungen, die stark emotionalisieren. Desinformation versucht oft, Emotionen wie Wut und Empörung auszulösen.
► Desinformation ist ein reales Problem. Den Vorwurf der «Desinformation» sollte man allerdings nicht vorschnell als Kampfbegriff einsetzen gegen missliebige Standpunkte. Denn Verbreiter von Desinformation wehren den Vorwurf, sie würden Desinformation verbreiten, oft mit dem Hinweis ab, mit diesem Vorwurf würden nur alternative Meinungen diffamiert. Man sollte deshalb Desinformanten keine Steilvorlage liefern, indem man den Vorwurf als Kampfbegriff einsetzt.
Quellen:
Desinformation – Bedrohung und Gefahr für Demokratie und Gesellschaft (KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG)
Russische Propaganda: Wie gefährdet Desinformation unsere Demokratie? (Zeppelin Universität)
Unterstützt durch ECOSIA-AI
Siehe auch:
KI-Desinformation gefährdet demokratische Wahlen weltweit
Desinformation aus Russland zielt auch auf die Schweiz
Abwehr von russischen Desinformationskampagnen
Feinde der Demokratie – elf Punkte und eine Aufforderung