Der Mutterkonzern der Online-Netzwerke Facebook und Instagram beendet die firmeneigenen Diversitätsprogramme (DEI). Dabei steht der Begriff «DEI» für «Diversity, Equity and Inclusion», übersetzt: Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion. Gemeint ist damit, dass Firmen sicherstellen, dass etwa Menschen verschiedener Herkunft, verschiedenen Geschlechts oder mit Behinderungen gleiche Chancen am Arbeitsplatz bekommen.
Das tönt gut, aber warum stoppt Meta Diversitätsprogramme?
Der Konzern begründet den Schritt mit dem Wandel der «rechtlichen und politischen Landschaft» in den USA. Beobachter sehen darin eine Reaktion auf den bevorstehenden Regierungswechsel am 20. Januar 2025, wenn Donald Trump erneut ins Weisse Haus einzieht.
Der Diversitätsbegriff sei «auch deshalb brisant geworden, weil er von einigen als eine Praxis verstanden wird, die eine Vorzugsbehandlung bestimmter Gruppen gegenüber anderen suggeriert», heisst es in einem Memo des Konzerns. Diese Kritik ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Es spricht aber viel dafür, dass Mark Zuckerberg sich einfach wie eine Fahne im Wind verhält.
Diversitätsprogramme als Tugendsignale
Diversitätsprogramme dienen Unternehmen dazu, sich als progressiv und menschenfreundliche zu positionieren. Das haben in den vergangenen Jahren viele Firmen getan. Weil der politische und gesellschaftliche Wind mit dem Wahlerfolg von Donald Trump in den USA gedreht hat, schaffen viele Konzerne die DEI-Programme wieder ab.
Den Rückbau ihrer Diversitätsprogramm haben unter anderem angekündigt der Supermarktriese Walmart, der Autobauer Ford und der Whisky-Produzent Jack Daniel’s.
Es stellen sich hier einige Fragen:
Richten sich die Unternehmen ausschliesslich nach dem Wind? Waren sie überzeugt von der Wichtigkeit ihrer DEI-Programme oder handelte es sich um reine Marketingmassnahmen? Waren die Firmen skeptisch betreffend der Wirksamkeit ihrer Diversitätsprogramme, getrauten sich bisher aber nicht, sie wieder abzuschaffen aus Angst vor einem «woken» Shitstorm?
Fragwürdige Wirksamkeit der Diversitätsprogramme
Im Kontext der Identitätspolitik ist es oft so, dass die Absichten gut sind, die Ergebnisse aber fragwürdig bis höchst problematisch. Das gilt auch für die Diversitätsprogramme und lässt sich zeigen am Beispiel der Diversitätstrainings. Durch solche Kurse sollen Führungskräfte über ihre unbewussten Vorurteile aufgeklärt werden, in der Hoffnung, dass diese Erkenntnis sie dazu bringt, ihr Verhalten im Sinne von DEI zu verändern.
Der Psychologe Varnan Chandreswaran hat untersucht, ob Diversitätstrainings funktionieren und kommt in seinem Buch «Gefangen in der Opferrolle – warum Wokeness scheitert» zu einem ernüchternden Schluss:
«Laut einer systematischen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2006 sind solche Bemühungen nicht besonders effektiv, wenn es darum geht, den Anteil von weissen Frauen, schwarzen Frauen und schwarzen Männern in Führungspositionen zu erhöhen.
Eine Meta-Analyse von 2016 zeigt zwar, dass Diversitätstrainings das Wissen über kulturelle Diversität erhöhen können, aber die Effekte auf Einstellungen und Verhalten eher schwach sind und mit der Zeit nachlassen.
Noch ernüchternder ist eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2019 mit rund 87.000 Teilnehmern, die ergab, dass Trainings zur Reduktion unbewusster Vorurteile das voreingenommene Verhalten nicht verändern.»
Quellen:
Zuckerberg beendet Diversitätsprogramme bei Meta (FAZ)
Meta fährt Massnahmen für Diversität und Inklusion zurück (Watson)
«Gefangen in der Opferrolle – Warum Wokeness scheitert», von Varnan Chandreswaran, Eulogia Verlag 2024.
Fazit:
Das Beispiel der Diversitätsprogramme zeigt, dass im Bereich der Identitätspolitik genau hingeschaut werden muss, ob auf gute Absichten auch gute Ergebnisse folgen.
Siehe auch: