Vojin Sasa Vukadinovic legt als Herausgeber mit «Siebter Oktober Dreiundzwanzig – Antizionismus und Identitätspolitik» ein sehr aktuelles, informatives und lesenswertes Buch vor.
Das Buch bietet neunundzwanzig kurze Beiträge, die das Pogrom vom 7. Oktober 2023 in Israel und seine Folgen aus unterschiedlichen Perspektiven schildern.
Der Verlag schreibt zum Buch von Vojin Sasa Vukadinovic:
«Der Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen ermordet und etwa 5000 weitere schwer verletzt wurden, war das brutalste antisemitische Pogrom seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf den Straßen der westlichen Welt wurde das Massaker, das der Zivilbevölkerung gegolten hatte, bisweilen unverhohlen bejubelt. Damit markiert dieses Datum auch eine Zäsur für die Debatten um Antizionismus und Identitätspolitik, denn das „progressive“ Milieu, das unentwegt einen antirassistischen Anspruch einfordert, beschweigt nicht nur die Motive hinter dem Massenmord, sondern akzeptiert die unmittelbare Aufforderung zur Zerstörung des jüdischen Staates. An Demonstrationsaufrufen wie „Queers for Palestine“ zeigt sich, dass der antiisraelische Konsens mittlerweile nicht mehr nur die Queer Theory, sondern weite Teile der Universitäten und des Kulturbetriebs dominiert. Der Sammelband führt erste Analysen zum Terrorangriff und den Folgen zusammen.»
Die Beiträge sind geordnet in den Kapiteln:
- Erste Reaktionen
- Politik und politischer Handlungsbedarf
- Identitätspolitik in Aktion
- Geschlechterpolitik und Queeraktivismus nach dem 7. Oktober
- Das Elend des Antirassismus
Die Beiträge stammen von folgenden Autorinnen und Autoren:
Ruşen Timur Aksak, Tamar Aphek, Soma M. Assad, Güner Balcı, Alessandro Barberi, Camila Bassi, Marco Antonio Cristalli, Niels Betori Diehl, Ioannis Dimopulos, Chantalle El Helou, Faika El-Nagashi, Emrah Erken, Cem Erkisi, Kirill Grebenyuk, Arash Guitoo, Anastasia Iosseliani, Žarko Janković, Fatma Keser, Aras-Nathan Keul, Sama Maani, Roni Fantanesh Malkai, Peshraw Mohammed, Armin Navabi, Ahmad A. Omeirate, Arye Sharuz Shalicar, Veronica Szimpla, Ali Ertan Toprak, Miro Verdel, Vojin Saša Vukadinović und Kathy Zarnegin.
Zum Herausgeber Vojin Saša Vukadinović:
Vojin Saša Vukadinović ist Historiker, Journalist, Geschlechterforscher, Übersetzer und Publizist. Er forscht und publizierte unter anderem zu politischer Gewalt, zur Geschichte der Emanzipationsbewegungen, zu Antisemitismus und Rassismus. Im Querverlag erschienen bisher von ihm: «Freiheit ist keine Metapher – Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik» (2018), «Zugzwänge – Flucht und Verlangen» (2020) und nun «Siebter Oktober Dreiundzwanzig – Antizionismus und Identitätspolitik» (2024).
Zitate aus «Siebter Oktober Dreiundzwanzig – Antizionismus und Identitätspolitik»:
Vojin Saša Vukadinović schreibt in der Einleitung:
«Universitärer Antizionismus kommt heute feinfühlig und als wissenschaftliches Anliegen daher, seine Vernichtungsphantasien sind als ‘Theorien’ getarnt, seine Loblieder auf den Terror als ‘Meinung’ und sein Anspruch, jedwede Debatte hierüber zu verhindern, als vorgeschobene Sorge um migrantische Mitmenschen. Das Resultat ist klar: Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Aktivismus und Wissenschaft. Dort, wo Judith Butler, Jasbir Puar, Ghassan Hage wie Konsorten als herausragende, förderungswürdige globale Intellektuelle gelten, und dort, wo selbst bei völlig anderen Themen beiläufig vor jüdischen Siedlern gewarnt wird, dort ist Deutschland.» (Seite 25)
Fatma Keser wirft in ihrem Beitrag «Fragen für orientierungslose deutsche Linke» auf, und schreibt hinsichtlich der pro-palästinensischen Solidaritätsdemos:
«Wo waren diese Demonstrationen 2013, als syrische Zivilisten in ihren Dörfern lebendig begraben oder von den Schergen des Assad-Regimes durch Giftgas ermordet wurden?
Wo waren diese Demonstrationen ein Jahr später, als in Syrien und Irak ein Terror-Kalifat ausgerufen wurde, in das Zehntausende mordlüsterne Jihadisten aus aller Welt viele davon Europäer und Europäerinnen – reisten, um einen Genozid an den Êzîden zu verüben und êzîdische Frauen und Mädchen in die Sex-Sklaverei zu verkaufen.».Juden,
Fatma Keser bringt dazu noch weitere Beispiele und stellt abschliessend die Frage:
«Warum mobilisiert der Tod herkunftsdeutsche Linke und identitätspolitische Aktivisten nur dann, wenn er es ihnen ermöglicht, ‘Kindermörder Israel’ oder ‘from the river tot he sea’ zu rufen, was sich nur als ‘Tod allen Juden’ übersetzen lässt?» (Seiten 50/51)
Quelle:
«Siebter Oktober Dreiundzwanzig – Antizionismus und Identitätspolitik» von Vojin Saša Vukadinović (Hg.), Querverlag 2024.
Hier ein YouTube-Video mit einem Gespräch zum Buch mit dem Herausgeber Vojin Saša Vukadinović und Chantalle El Helou, die dazu einen Beitrag zu «Judith Butlers Prägung der Queer Theory zur Dekonstruktion des jüdischen Staates» verfasst hat:
Das Pogrom und seine Folgen – taz Talk
Siehe zum Thema auch: