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Demokratie-Wissen von A-Z

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Wahrheit – ihre Bedeutung für eine gesunde Demokratie

22. April 2025

Wahrheit spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit und Stabilität von Demokratien. Es gibt Dogmatiker, die ihre eigene Meinung als angebliche Wahrheit absolut setzen. Sie können die Demokratie gefährden, wenn sie zu viel Einfluss gewinnen. Es gibt aber auch Relativisten, die allen Meinungen gleich viel Wert zuschreiben und bestreiten, dass so etwas wie Wahrheit existiert. Auch der Relativismus unterminiert Demokratie.

Aus welchen Gründen ist Wahrheit wichtig für die Demokratie? Hier dazu fünf wesentliche Gründe:

  1. Informierte Bürger: Eine funktionierende Demokratie setzt voraus, dass Bürger informierte Entscheidungen treffen können. Wahrheitsgemäße Informationen helfen den Menschen, die politischen und sozialen Themen zu verstehen und ihre Stimme fundiert abzugeben.
  2. Transparenz und Vertrauen: Transparente und wahrheitsgemäße Kommunikation von Regierungen und Institutionen fördert das Vertrauen der Bürger in das politische System. Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sie die Wahrheit erfahren, sind sie eher bereit, sich aktiv an der Demokratie zu beteiligen.
  3. Rechenschaftspflicht: In einer Demokratie müssen gewählte Vertreter für ihre Entscheidungen verantwortlich gemacht werden. Wahrheit und Fakten sind entscheidend, um diese Rechenschaftspflicht zu gewährleisten, da sie die Grundlage für die Bewertung der Leistung von Amtsträgern bilden.
  4. Öffentliche Debatte: Eine gesunde Demokratie erfordert offene Diskussionen und Debatten. Wenn Falschinformationen verbreitet werden, kann dies die Qualität der Debatte beeinträchtigen und zu Polarisierung führen.
  5. Schutz der Menschenrechte: Wahrheitsfindung ist auch wichtig für den Schutz der Menschenrechte. Wenn die Wahrheit über Ungerechtigkeiten und Missstände ans Licht kommt, können Maßnahmen ergriffen werden, um diese zu beheben.

Den Wert der Wahrheit verteidigen!

Zum Schutz der Demokratie ist es wichtig, den Wert der Wahrheit zu verteidigen. Nicht eine absolute Wahrheit, sondern Wahrheit als Ziel, um das man sich engagiert bemühen sollte, auch wenn man es nicht vollständig und endgültig erreichen kann. Die Idee der Wahrheit und der Wille zur Wahrheit jedenfalls sind für die Demokratie unverzichtbar. Der Philosoph Roland Kipke schreibt dazu in seinem Buch «Jeder zählt»:

«Ohne einen robusten Wahrheitsanspruch kommt die Demokratie nicht aus, also ohne die Annahme, dass es Wahrheit gibt und wir sie erkennen können. Denn eine demokratische Gesellschaft lebt..…von der Verständigung, vom Gespräch, vom Streit. Streit um was? Um das, was richtig ist. Wenn es aber keinen verbindlichen Massstab des Wahren und Richtigen gäbe, wäre aller Streit vergeblich wie ein Fussballspiel ohne Fussballregeln. Denn ohne den Massstab der Regeln ist ein Tor kein Tor und ein Foul kein Foul. So auch ohne den Massstab der Wahrheit: Statt um das bessere Argument zu ringen, um den richtigen Blick zu kämpfen, gäbe es nur leeres Aufeinandereinquatschen. Wir hätten keine Richtschnur dafür, was ein Argument gut und einen Blick richtig macht. Ohne die Gravitationskraft der Idee der Wahrheit würden alle Ansichten und Urteile im leeren Raum umherkreiseln, sie hätten kein Gewicht, keine Bedeutung, keine Geltung.

Nur wenn wir eine Idee von Wahrheit haben, können wir Behauptungen überprüfen, nämlich auf ihren Wirklichkeitsgehalt hin. Nur dann können wir Argumente hinterfragen, nämlich hinsichtlich ihrer Angemessenheit.  Nur dann können wir Urteile und Meinungen kritisieren, nämlich wegen ihrer Falschheit. Nur dann können wir einen Irrtum eingestehen und uns selbst korrigieren, denn wir können nur irren, wenn es Wahrheit gibt. Erst die Orientierung an der Wahrheit ermöglicht einen demokratischen Diskurs, der seinen Namen verdient. Und so schliesst das demokratische Wahrheitsverständnis Menschen nicht aus, sondern ein. Denn grundsätzlich kann jeder dazu beitragen, ein Problem aufzuklären und das Richtige zu finden, also etwas zur Wahrheitsfindung beisteuern.» (Seite 150/151)

Ohne einen Wahrheitsbegriff können Macht und Machtmissbrauch nicht kritisiert werden. Es setzt sich dann durch, wer lauter schreien oder mehr Mittel für Propaganda einsetzen kann. Die Mächtigen haben dann jede Chance, im politischen Diskurs die öffentliche Meinung durch Appelle an Emotionen zu beeinflussen. Die Wirksamkeit des «Glaubenmachens» ersetzt die Unterscheidung zwischen Wahr und Falsch.

Postmodernismus unterminiert Wahrheitsverständnis

Der Postmodernismus ist eine Strömung, die auf französische Denker wie Foucault, Lyotard und Derrida zurückgeht und schwer zu fassen ist. Pluckrose & Lindsay schreiben dazu in ihrem Buch «Zynische Theorien»:

«Der Postmodernismus zeichnet sich durch radikalen Skeptizismus in Bezug auf objektive Wahrheit aus. Statt wie im Sinne der Aufklärung und des modernen Wissenschaftsverständnisses objektive Wahrheit als etwas anzuerkennen, das durch fortlaufende Experimente, Verfahren der Falsifizierung oder die Anfechtbarkeit von Ergebnissen vorläufig angenommen werden kann (oder dem man sich dadurch annähert), bläht der postmoderne Ansatz ein winziges, beinahe schon banales Körnchen Wahrheit auf: Da unsere Fähigkeit, etwas zu wissen, begrenzt ist und wir Wissen durch Sprache, Begriffe und Kategorien ausdrücken, wird darauf beharrt, dass alle Wahrheitsbehauptungen nichts anderes sind als mit Werten aufgeladene Kulturkonstrukte. Das nennt sich kultureller Konstruktivismus oder auch sozialer Konstruktivismus. Wissenschaftliche Methodik wird nicht als beste Möglichkeit betrachtet, Wissen zu produzieren und zu legitimieren, sondern sie ist nach dieser Auffassung lediglich ein kulturbedingter Ansatz unter vielen und ebenso korrumpiert durch voreingenommenes Denken wie jeder andere.» (Seite 33)

Daraus ergeben sich aus manchen Strömungen des Postmodernismus Forderungen nach alternativen Forschungsmethoden, um zum Beispiel auch Aberglauben, spirituellen Glauben, kulturelle Traditionen und emotionale Erfahrungen gleichberechtigt zu wissenschaftlichen Ansätzen einzubinden. Das kann eine Aufweichung wissenschaftlicher Standards zur Folge haben.

Seit Anfang der 1990er-Jahre prägt der Postmodernismus an Universitäten vor allem in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften Richtungen wie Critical Social Justice Theories, Gender Studies, Postcolonial Studies, Critical Whiteness Studies, Critical Race Theory und Queer Theory. Dabei handelt es sich gewissermassen um «angewandten Postmodernismus», der Grundlagen liefert für die verschiedenen Bereiche der Identitätspolitik.

Siehe dazu:

Identitätspolitik unterminiert Wissenschaft

Identitätspolitik unterminiert Demokratie und Rechtsstaat

Standpunkttheorie der Identitätspolitik unterminiert Wissenschaft und Demokratie

Identitätspolitik als Gift für die Demokratie

Identitätspolitik unterminiert Demokratie und Rechtsstaat

 

Postmodernismus als Basis für postfaktische Politik?

Thomas Zoglauer befasst sich in seinem lesenswerten Buch «Konstruierte Wahrheiten» (Seien 35 – 38) unter anderem mit der Frage, ob postmoderne Theorien die Basis liefern für eine postfaktische Politik, wie wir sie zum Beispiel von Donald Trump kennen. Er weist darauf hin, dass die Postmoderne keine homogene philosophische Strömung ist, und dass ihre Vertreter ganz unterschiedliche Auffassungen von Wahrheit und Objektivität entwickelt haben. Zu den typisch postmodernen Thesen gehöre aber «der Wahrheitsrelativismus, der Zweifel an der Existenz objektiver Tatsachen, der soziale Konstruktivismus, der Anti-Realismus sowie eine kritische Einstellung zur Wissenschaft.»

Zoglauer geht dann auf Foucault ein, der einen engen Zusammenhang zwischen Wahrheit und Macht sieht. Nach diesem Modell gibt es in jeder Gesellschaft ein «Wahrheitsregime», das durch diskursive Macht bestimmt, was wahr und was falsch ist. Es gibt folglich keine objektive Wahrheit, sondern stattdessen einen «Wahrheitskrieg», bei dem jede Gruppe ihre Auffassung von Wahrheit durchsetzen will:

«Wahrheit hat demnach nichts mit Wirklichkeit zu tun. Das, was Wahrheitsignoranten für wahr halten, ist das Produkt sozialer Praktiken einer Gruppe und diese Gruppe sorgt dafür, dass ihre Mitglieder an die konstruierte Wahrheit glauben. Abweichler werden sanktioniert. Individuelle Meinungen zählen nicht, nur die Gruppenmeinung ist verbindlich. Nach diesen Prinzipien wird auch die Gemeinschaft der Trump-Anhänger zusammengehalten. Und Trump versteht es meisterhaft, diese Gruppendynamik für sich zu nutzen. Die Trump-Fans, QAnon-Anhänger und andere Verschwörungstheoretiker denken als Kollektiv, nicht als Individuen. Denn ein Individualismus gefährdet die Stabilität des Postfaktischen Wahrheitsregimes. Gäbe es nämlich so etwas wie eine objektive Wahrheit, die individuell erkennbar ist und unabhängig von der Gruppenmeinung existiert, würde das die Autorität der Gruppe untergraben.»

Zoglauer verweist auf Colin Wight, der glaubt, dass der unter vielen Geisteswissenschaften und Soziologen verbreitete Postmodernismus ein intellektuelles Klima geschaffen hat, in dem der Postfaktualismus blühen und gedeihen konnte. Zoglauer schreibt:

«Die postmoderne Philosophie muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die metaphysischen und erkenntnistheoretischen Grundlagen für eine postfaktische Politik lieferte, selbst wenn sie sich von einer solchen Politik distanzieren mag. Dass dieser Vorwurf nicht ganz unberechtigt ist, lässt sich daran ablesen, dass einige Philosophen und Philosophinnen den Postfaktualismus ganz offen verteidigen.»

 Wissenschaft wird für solche Postmodernisten zu einem Machtspiel, bei dem Machtverhältnisse und Diskursregeln darüber entscheiden, was als wahr und was als falsch angesehen wird.

Diese relativistische und zynische Auffassung von Wahrheit und Wissen kommt demagogischen Figuren wie Donald Trump entgegen. Wenn es keine verbindlichen Vorstellungen von Wahrheit und Wissen mehr gibt, sind Experten nur hinderlich. Trump hat schon in seiner ersten Amtszeit gezielt den Einfluss von Expertengremien beschnitten, Forschungsgelder gekürzt und bei der Bekämpfung der Corona-Krise und des Klimawandels den Rat von Fachleuten ignoriert. In seiner zweiten Amtszeit hat er viele wichtige Posten mit Leuten besetzt, die keinerlei Fachwissen im jeweiligen Bereich mitbringen, aber komplette Loyalität zum Präsidenten anbieten.

Trump habe die politischen Diskursregeln geändert und Wahrheit «demokratisiert», schreibt Zoglauer:

«Wahr ist, was er und seine Anhänger für wahr halten. Wer die Macht hat, kann seine eigene Wahrheitsauffassung durchsetzen.»

Die Philosophin Susan Neiman bringt dieses Phänomen in ihrem Buch «Widerstand der Vernunft» so auf den Punkt:

«Wer glaubt, dass Wahrheit nur Macht ist, dass Ideale nur Interessen verschleiern, wird schnell zu dem Schluss kommen, dass lediglich die Interessen des eigenen Stammes zählen.»

Wir landen dann in einem Tribalismus (Stammesdenken), der toxisch wirkt für Demokratien. Siehe dazu:

Tribalismus, digitaler: Problematik des Stammesdenken

Hannah Arendt hat die Unfähigkeit oder Unwilligkeit, zwischen Wahr und Falsch zu unterscheiden, als begünstigend für die Entwicklung eines Totalitarismus beschrieben:

«Die idealen Untertanen totalitärer Herrschaft sind nicht der überzeugte Nazi oder der engagierte Kommunist, sondern Menschen, für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion (d. h. die Erfahrungswirklichkeit) und der Unterschied zwischen Wahr und Falsch (d. h. die Normen des Denkens) nicht länger existiert.» (in: Origins of Totalitarianism, S. 474).

Fazit zur Bedeutung der Wahrheit:

Wahrheit ist tatsächlich von zentraler Bedeutung für Stabilität und Gesundheit von Demokratien. Umso bedenklicher ist es, dass sie seit den 1990er-Jahren zunehmend von identitätspolitischen Strömungen an Universitäten unterminiert wird. Dass eine relevante Gefahr für das wissenschaftliche Denken inzwischen von Hochschulen ausgeht, darf nicht einfach hingenommen werden.

Wahrheit als wichtiger Wert wird aber auch von rechtsextremen Strömungen angegriffen, zum Beispiel wenn Steve Bannon – Rechtsextremist und ehemaliger Strategieberater von Trump – den Grundsatz empfiehlt und praktiziert, die «Zone mit Scheisse zu fluten». Also soviel Lügen, Bullshit und Schrott in die Welt zu blasen, bis die Menschen die Orientierung verlieren und nicht mehr wissen, was wahr und was falsch ist. Die Kreml-Propaganda verfolgt den gleichen Desinformations-Stil.

Siehe auch als verwandtes Thema:

Bullshit unterminiert die Demokratie

Triumph der Meinung über Fakten, Wahrheit und Fachwissen – das kann nicht gut gehen!

Quellen:

► «Jeder zählt – Was Demokratie ist und was sie sein soll», von Roland Kipke, J.B. Metzler Verlag 2018.

► „Zynische Theorien: Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles stellt – und warum das niemandem nützt“, von Helen Pluckrose und James Lindsay, C. H. Beck Verlag 2022. Siehe dazu: Buchbesprechung und Zitate.

► «Konstruierte Wahrheiten – Wahrheit und Wissen im postfaktischen Zeitalter», von Thomas Zoglauer, Springer Vieweg Verlag 2021.

► «Widerstand der Vernunft – Ein Manifest in postfaktischen Zeiten», von Susan Neiman, Ecowin Verlag 2017.

► „Die neue Schweigespirale: Wie die Politisierung der Wissenschaft unsere Freiheit einschränkt“, von Ulrike Ackermann, wbgTheiss Verlag 2022. Siehe dazu auch: Buchbesprechung und Zitate.

► «Brüchige Wahrheit –  Zur Auflösung von Gewissheiten in demokratischen Gesellschaften», von Myriam Revault d’Allonnes, Hamburger Edition 2019.

► Recherche unterstützt durch ECOSIA AI.

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