Der Schwarze Literaturwissenschaftler John McWhorter hat mit «Die Erwählten» ein fulminantes Buch geschrieben. Der Untertitel lautet: «Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet».
John McWhorter ist nicht gegen Antirassismus. Er kritisiert mit starken Argumenten einen neuartigen Antirassismus, der auf Grundsätzen der Identitätspolitik daherkommt und unverkennbar Züge einer Religion trägt. Er zeigt auf, dass diese identitätspolitische Ideologie für Schwarze keinen Nutzen bringt und die Gesellschaft spaltet.
Der Verlag schreibt zum Buch von John McWhorter:
«Eine neue Religion spaltet die Gesellschaft unter dem Deckmantel des Antirassismus.
Über dieses Buch spricht ganz Amerika: Der Schwarze Sprachwissenschaftler John McWhorter prangert eine Bewegung von selbsternannten Erwählten an, die mit allen Regeln der Vernunft bricht und die soziale Gemeinschaft gefährdet.
Die Debatte um Identität ist entgleist. Nicht nur in den USA, auch in Europa und in Deutschland steht die Frage im Raum: Wie konnte es so weit kommen? John McWhorter wendet sich der treibenden Kraft dieser Entwicklung zu: einer neuen Bewegung von Erwählten, die sich von den Prinzipien der Aufklärung abgewendet haben und im Umgang mit identitätspolitischen Fragen quasi eine neue Religion begründen.
John McWhorter analysiert mit scharfem Blick und anschaulichen Beispielen, wo und wie sich diese politische Haltung durchgesetzt hat, warum sie viel zu radikal und essenzialistisch ist und gerade eines nicht: antirassistisch. Der unbeabsichtigte Neorassismus ist falsch und gefährlich, schadet den Schwarzen und zerstört den integrativen Diskurs.
Am Ende macht McWhorter aber auch Hoffnung und zeigt den möglichen Weg zu einer Gerechtigkeit, die das Schwarze Amerika einen – und nicht spalten – soll.»
Eva Menasse zum Buch von John McWhorter:
Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse schreibt:
«John McWhorter ist ein intellektueller Leuchtturm in der antiaufklärerischen Finsternis. Ihm gelingt es, den notwendigen Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung von religiösem Eiferertum brillant zu trennen. Seine Analyse passt punktgenau auch auf die anderen identitätspolitischen Debatten.»
Zitate von John McWhorter aus dem Buch «Die Erwählten»:
John McWhorter schreibt:
«Ziel dieses Buches ist es zu zeigen, dass eine gewisse angesagte Einstellung weniger progressiv als vielmehr absonderlich ist, etwas, das wir nicht als höhere Weisheit durchgehen lassen dürfen, sondern das zu umgehen und dem zu widerstehen wir lernen müssen. Eine Gesellschaft, die zusammenhält und in die Zukunft blickt, sollte dieses Denken wie ein Virus behandeln, wie eine bedauernswerte, vielleicht aber unvermeidliche Konsequenz aus der modernen Sozialgeschichte, die jedoch beständig korrigiert werden muss. Wir sollten hoffen, dass sie irgendwann wieder verschwindet, aber wenn das unmöglich ist – der wahrscheinlichere Fall -, sollte diese Denke zu einem Randphänomen unseres Lebens gemacht werden, so wie die Pocken.
Eine als globaler Fortschritt bemäntelte neue Religion bringt uns nicht weiter, sondern schickt uns auf Abwege. Eine solche Religion ist nicht altruistisch, sondern leistet nur Selbsthilfe. Sie ist nicht das Licht der Sonne, sondern ein Spaltpilz……
Das Problem ist, dass man mit den Anhängern und Anhängerinnen dieser Religion – wie es einer Religion wesensgemäss ist – nicht über gesellschaftliche Verfahrensweisen und Schwerpunkte diskutieren kann. Sie sind an dieser Stelle einfach mittelalterliche Menschen mit einem Macchiato in der Hand.» (Seiten 90/91)
Zitat aus dem Philosophie-Magazin:
John McWhorter schildert den von ihm kritisierten neuen Antirassismus in einem Interview mit dem Philosophie-Magazin (Nr. 6/2022) so:
«Wir haben es mit einer Gruppe von Menschen zu tun, meist Akademiker, die meinen, die Lösung für alles gefunden zu haben. Ihre Idee ist, dass wir den Kampf gegen Machtunterschiede, die mit der Macht der Weissen zu tun haben, in den Vordergrund stellen sollten. Nun, man möchte diese Art von Machgefälle bekämpfen. Aber es gibt eine bestimmte Art von Menschen, die der Meinung sind, dass dieser Kampf im Mittelpunkt aller intellektuellen, künstlerischen und moralischen Bemühungen stehen sollte. Sie sind der Meinung, dass man sich diesem Kampf religiös verpflichtet fühlen sollte. Und sie denken, dass man nicht nur eine Meinungsverschiedenheit hat, sondern unmoralisch ist, wenn man nicht auf ihrer Seite steht. Dann verdient man es, gefeuert zu werden; man verdient es, beschämt zu werden; man verdient es, ausgeschlossen zu werden. Diese Art von Menschen gab es schon immer in der amerikanischen Gesellschaft, vor allem im akademischen Bereich und in Aktivistenkreisen. Aber im Jahr 2020 haben sie begonnen, das Land zu beherrschen.»
Quelle:
«Die Erwählten – Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet», von John McWhorter, Hoffmann & Campe 2023.