Edward Said schuf in seinen Schriften zur Palästinafrage ein akademisches Modell für den Israelhass, auf das die heutigen «Pro-Palästina»-Proteste an Universitäten aufbauen.
Es dürfte kein Zufall sein, dass die Columbia University in New York nach dem Progrom der Hamas am 7. Oktober 2023 zum Brennpunkt der antiisraelischen Proteste geworden ist. An dieser Hochschule lehrte Edward Said von 1963 bis 2003 als Professor für englische und vergleichende Literaturwissenschaft. Er gründete hier die Denkschule des Postkolonialismus, die sich inzwischen als Quelle des Israelhasses an Universitäten erweist. Basis für diese destruktive Entwicklung ist ein hochgradiger Manichäismus, eine radikale Spaltung der Welt in Gut und Böse, die den Postkolonialismus prägt.
Edward Said (1935 – 2003) hielt den Judenstaat als von einer „kolonialen Apartheidpolitik“ durchdrungen und betrieb eine infame Gleichsetzung von Zionismus und Nationalsozialismus. Das geht nicht ohne krasse Verzerrung der Geschichte. Edward Said ist jedenfalls der Wegbereiter einer in heutigen identitätspolitischen Strömungen vertretenen Auffassung, die den Zionismus als Wiedergänger des Nationalsozialismus begreift. Die im Nachgang zum Pogrom vom 7. Oktober an US-amerikanischen und europäischen Universitäten zu hörenden Aufrufe zur Abschaffung Israels knüpfen daran an.
Marcel Matthies schreibt dazu in der FAZ:
«Dass Hunderte Studenten vor der Columbia University den Judenstaat als „das neue Nazideutschland“ stigmatisieren, ist der Anfälligkeit des Postkolonialismus für ein bipolares Weltbild geschuldet. Die Feindschaft gegenüber Israel wird mit einem von den Critical Whiteness Studies inspirierten Antirassismus begründet. Israel wird das Existenzrecht abgesprochen, weil jüdische Staatlichkeit trotz einer in Bezug auf Religion, Kultur und Herkunft äußerst heterogenen Gesellschaft als weißer Kolonialrassismus gilt.»
Edward Said schuf 1978 mit «Orientalism” den Gründungstext des Postkolonialismus
Ein Jahr später publizierte Edward Said mit „The Question of Palestine“ und Werk, das sich zur Kampfschrift eines dezidiert antizionistisch motivierten Aktivismus entwickelte.
Einige Passagen in „The Question of Palestine» stellen Israel als satanischen Terrorstaat mit genozidaler Tendenz dar. Edward Said schiesst allerdings weit über das Ziel hinaus, wenn er das zionistische Projekt zu einem Kolonialrassismus umdeutet. Marcel Matthies schreibt dazu:
«Der Zionismus kann schon allein deshalb kein Kolonialismus sein, weil die Zionisten das Land käuflich erwarben, ohne die einheimische Bevölkerung zu knechten und ohne von einem Mutterland zur Besiedlung aufgefordert worden zu sein.»
Über die Kriegserklärung fünf arabischer Staaten an Israel im Jahr 1948 und die Vertreibungen der Juden aus der arabischen Welt verliert Edward Said zudem kein Sterbenswort.
Marcel Matthies schliesst seinen sehr lesenswerten Text mit folgendem Fazit:
«Said ist Stichwortgeber eines Geschichtsrevisionismus, der dadurch gekennzeichnet ist, erstens die Existenz des Judenstaats für illegitim zu erklären, zweitens den Hass auf Israel im Westen zu einem wichtigen Anliegen politischen Engagements zu machen, drittens historisch blind für die Auschwitz zugrunde liegenden Besonderheiten zu sein und viertens diese Blindheit zum Zwecke der Hetze gegen Israel zu wenden. Damit dichtet Said den Postkolonialismus systematisch gegen die Erfahrung ab, dass die zentrale Ursache des arabisch-palästinensisch-israelischen Konflikts die vollständige Negation des Zionismus auf der arabischen Seite war und bis heute ist. Derweil wird in Columbia, Harvard und andernorts geerntet, was Edward Said gesät hat.»
Quelle:
Edward Said und die Judenfrage (FAZ, Abo)
Hier ohne Paywall: https://archive.is/KYQOM
Ausserdem:
☛ Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und seinen Auswirkungen bis in die Gegenwart ist wichtig. Dazu braucht es aber keine postkoloniale Ideologie. Zahlreiche antisemitische Vorfälle unter anderem an der Universität Bern und der Universität Basel haben gezeigt, dass sich eine verblendete Form des Postkolonialismus an Hochschulen festgesetzt hat und manche Studiengänge dominiert. Diese Einseitigkeit ist nicht hinnehmbar. Die Universitäten und die zuständigen politischen Gremien müssen hier für ein Gegengewicht sorgen.
☛ Zum Thema Postkolonialismus siehe auch:
Antiimperialismus & Postkolonialismus befeuern linken Israelhass
Wie Postkolonialismus Antisemitismus fördert und Terror legitimiert
Postkolonialismus steht zu Recht in der Kritik
Postkolonialismus als Quelle von Judenhass
Ahmad Mansour zu den Gefahren von Identitätspolitik & postkolonialer Ideologie