Die Umweltorganisation Greenpeace hat eine Reihe von wichtigen Erfolgen erreicht. Und als Kämpfer gegen den illegalen Walfang ist Greenpeace bei zahlreichen naturbewussten Menschen auf viel Sympathie gestossen. Doch der Konzern begibt sich auch immer wieder auf ideologisches Glatteis, zum Beispiel wenn er auf Twitter/X schreibt:
«Rüstungskonzerne hauptsächlich aus den USA und Europa steigern ihre Verkäufe auf 632 Mrd. Dollar. Diese neuen Zahlen von @sipriORG zeigen: Forderungen nach noch mehr Aufrüstung sind fehl am Platz und unseriös.»
Quelle:
https://x.com/greenpeace_de/status/1863615406868435394
Lebt Greenpeace in einer Parallelwelt?
Nach dem Ende des Kalten Krieges haben viele europäische Länder ihre Armee stark verkleinert und sind nicht mehr verteidigungsfähig. Das war ein Stück weit auch nachvollziehbar und nennt sich Friedensdividende. Es gibt sinnvollerer Möglichkeiten Geld auszugeben, wenn kein Feind in Sicht ist. Es stellt sich aber die Frage, ob Greenpeace nicht sieht oder nicht sehen will, dass sich die Sicherheitslage mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine radikal verändert hat. Überaus deutlich hat sich gezeigt, dass die Lager an Waffen und Munition in vielen Bereichen so stark ausgedünnt sind, dass es schwer fällt, die angegriffene Ukraine so effektiv zu unterstützen, wie es notwendig ist. Während die russische Kriegswirtschaft im 24-Stundenbetrieb auf Hochtouren lauft, bemängeln viele Fachleute, dass die nötigen Aufträge für die westlichen Rüstungsfirmen zu spät kommen und nicht ausreichen.
Die Demokratien stehen grossen Herausforderungen durch Autokratien wie Russland, China, Iran und Nordkorea gegenüber. Hier eine gegenwärtig unsichere Abschreckung wieder aufzubauen ist ein Gebot der Stunde. Siegen die Autokratien, hat Umweltschutz keine Bedeutung mehr. Die Verteidigung der Demokratien müsste deshalb im ureigensten Interesse von Greenpeace sein. Der Twitter-Beitrag der Umweltorganisation ist deshalb sehr fragwürdig und ideologisch voreingenommen. Die Rüstungsindustrie im Westen muss ihre Produktion deutlich steigern, um die Ukraine in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen und die Waffen und Munitionsdepots wieder aufzufüllen. Es ist zu hoffen, dass auch Greenpeace die Zeichen der Zeit erkennt. Sonst müsste die Frage gestellt werden, wie der Konzern zur Demokratie steht.
Siehe auch:
In der Ukraine steht die Zukunft Europas auf dem Spiel
Wie steht’s um die Wehrhaftigkeit westlicher Demokratien?
Viele Herausforderungen für westliche Demokratien – packen wir das?
Buchtipp: «Die Achse der Autokraten», von Anne Applebaum
Vortrag: Herta Müller über «Politische Dämonen»