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Philipp Hübl zur digitalen Einschüchterungskultur

31. August 2024

Der Philosoph Philipp Hübl hat ein lesenswertes Buch geschrieben mit dem Titel «Moralspektakel». In einem Interview mit der «Zeit» äussert er sich zur «Einschüchterungskultur»:

«Die Logik des Moralspektakels kennt…..nur Schuldige. Der Mensch hat einst die Rechtsprechung eingeführt, damit nicht eine aufgebrachte Dorfgemeinschaft urteilt – weil deren Strafen meist zu hart ausfielen. Heute haben wir wieder einen Pranger, durch Shitstorms und Versuche des Cancelns. Ich sehe darin eine neue Einschüchterungskultur. Wer nur eine kleine Normverletzung begeht, wird von anderen ausgegrenzt und öffentlich beschämt. Oft genug trifft es sogar Unschuldige.»

Quelle:

Philipp Hübl: „Gebildete halten sich eher für moralisch überlegen“ (Zeit online)

Anmerkungen und Ergänzungen zum Thema «Einschüchterungskultur»

☛ Das Buch von Philipp Hübl heisst mit vollem Titel:

«Moralspektakel – Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht», von Philipp Hübl, Siedler Verlag 2024. Eine Besprechung des Buches mit Zitaten finden Sie hier.

☛ Cancel Culture und Shitstorms als Bestandteil einer «Einschüchterungskultur» sind verbreitete Vorgehensweisen von Aktivisten aus Identitätspolitik & Wokeness. Das sind «Communities», die von andern oft sehr prägnant Toleranz fordern, selber aber hoch aggressiv auf jede Kritik oder auf Abweichungen ihrer Ideologie reagieren.

Siehe dazu auch:

Transaktivismus: Diffamierung als Methode?

☛ Ein Beispiel für «Einschüchterungskultur» ist die Kampagne gegen die britische Philosophin Kathleen Stock. Sie befasst sich in ihrem Buch «Material Girls – Warum die Wirklichkeit für den Feminismus unerlässlich ist» kritisch mit der Theorie der Geschlechtsidentität, nach der ein inneres Gefühl darüber entscheidet, ob man ein Mann oder eine Frau ist, während biologischen Fakten keine Bedeutung mehr zugestanden wird. Aus transaktivistischen Kreisen wurde Kathleen Stock für ihre Positionen als transphob diffamiert, weil sie zentrale Dogmen dieser Lobby in Frage stellt. Die Vorwürfe sind ideologisch begründet und lassen sich nicht mit Aussagen von Stock belegen. Nach einer weltweiten Diffamierungskampagne aus akademischen Kreisen gegen sie gab sie ihre Professur an der Universität Sussex auf. Mehr zu diesem Fall und zum Buch hier.

☛ Als Gegenpunkt zur «Einschüchterungskultur» ist es sinnvoll, eine «Debattenkultur» zu fördern, wo immer es geht. Siehe dazu: Debattenkultur in der Demokratie.

☛ Siehe auch hier einen Beitrag zum politischen Moralismus.

Kategorie: Identitätspolitik Stichworte: Cancel-Culture, Debattenkultur, Demokratie, Einschüchterungskultur, Feminismus, Geschlechtsidentität, Identitätspolitik, Ideologie, Kathleen Stock, Moralismus, Moralspektakel, Philipp Hübl, politischer Moralismus, Shitstorms, Transaktivismus, Wokeness

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