Die USA sind unverzichtbar für die Unterstützung der Ukraine für die Abwehr des russischen Angriffskriegs. In einem Beitrag für das Magazin «The National Interest» skizziert Prof. Alexander Motyl verschiedene Varianten, wie es mit dieser Unterstützung weiter gehen könnte, und welche Auswirkungen dies auf den Kriegsverlauf und das Überleben der Ukraine als eigenständiger Staat hätte
Alexander Motyl bringt die Situation gleich zu Beginn seines Artikels auf den Punkt:
«Ein besiegtes Russland mag rachsüchtig, gefährlich und unberechenbar sein, aber ein siegreiches Russland wird unendlich viel schlimmer sein. Ob es uns gefällt oder nicht, die Ukraine – und die Entscheidung der USA, sie zu unterstützen oder nicht – wird darüber entscheiden, welches dieser beiden Ergebnisse eintreten wird.»
Das ist mit grosser Wahrscheinlichkeit eine adäquate Einschätzung der Lage. Versiegt die Unterstützung der Ukraine durch den Westen, wird das Land kollabieren und von Russland geschluckt werden. Putin wird das als Schwäche des Westens sehen und weitere Länder angreifen. In diesem Fall kommen unischere, kriegerische Jahrzehnte auf uns zu. Und das nicht nur in Europa, sondern weltweit, weil andere Staaten in ihrem imperialistischen und revisionistischen Bestreben sich ermuntert fühlen werden, Grenzen militärisch zu verschieben. China könnte dann bei nächster Gelegenheit Taiwan angreifen.
Kollabiert die Ukraine, wird es zu sehr massiven Fluchtbewegungen kommen. Die allermeisten Ukrainerinnen und Ukrainer wollen nicht «russifiziert» werden und unter einem brutalen russischen Besatzungsregime leben.
Kollabiert die Ukraine, dann werden viele kleine und mittlere Länder verstehen, dass Putin’s Drohung mit Atomwaffen die Unterstützung der Ukraine limitiert hat. Hätte die Ukraine ihre Atomwaffen behalten, die sie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besass, hätte Putin’s Drohung nicht diese Wirkung, weil ein Gegenschlag möglich wäre. Viele kleine und mittlere Länder würden sich nach einem Sieg Russlands daher überlegen, ob sie nicht eigene Atomwaffen zur Abschreckung brauchen.
Langfristige Unterstützung ist entscheiden
Alexander Motyl ist für die nächsten Jahre vielleicht überraschend optimistisch, weist aber darauf hin, dass es auf die langfristige Unterstützung der Ukraine ankommt:
«Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ukraine mit hoher Wahrscheinlichkeit, ja sogar mit Sicherheit, überleben wird – zumindest in den nächsten Jahren – unabhängig davon, welche Entscheidung die Vereinigten Staaten in Bezug auf die Hilfe treffen. Die Herausforderung, vor der sowohl die Ukraine als auch die Vereinigten Staaten stehen, ist längerfristig. Werden sie auf eine weitere russische Invasion, diesmal eines NATO-Mitglieds, vorbereitet sein, wenn Russland aus dem gegenwärtigen Krieg unbesiegt hervorgeht und Putins imperialistische Agenda weiterhin an der Tagesordnung ist?»
Wer ist Alexander Motyl?
Alexander John Motyl (*1953) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler, Schriftsteller, Historiker und Maler ukrainischer Abstammung. Er forscht und schreibt über die Ukraine, Russland, die ehemalige Sowjetunion, Nationalismus, Revolutionen und Reiche (im Sinne von: Territorien). Motyl postulierte im Jahr 2009, dass sich Russland seit dem Machtantritt Wladimir Putins in Richtung Faschismus bewege. Im Jahr 2022 ließ er das „in Richtung“ weg und nannte Russland einen faschistischen Staat.
«The National Interest» stellt Alexander Motyl so vor:
«Dr. Alexander Motyl ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Rutgers-Newark. Er ist Spezialist für die Ukraine, Russland und die UdSSR sowie für Nationalismus, Revolutionen, Imperien und Theorie. Er ist Autor von 10 Sachbüchern, darunter Pidsumky imperii (2009); Puti imperii (2004); Imperial Ends: The Decay, Collapse, and Revival of Empires (2001); Revolutions, Nations, Empires: Conceptual Limits and Theoretical Possibilities (1999); Dilemmas of Independence: Ukraine after Totalitarianism (1993); und The Turn to the Right: The Ideological Origins and Development of Ukrainian Nationalism, 1919-1929 (1980); Herausgeber von 15 Bänden, darunter The Encyclopedia of Nationalism (2000) und The Holodomor Reader (2012); und Verfasser von Dutzenden von Artikeln in wissenschaftlichen und politischen Zeitschriften, Zeitungsartikeln und Zeitschriften. Er hat auch einen wöchentlichen Blog, „Ukraine’s Orange Blues“.»
Quellen:
America Can’t Walk Away from (The National Interest)
(Die Zitate sind übersetzt mit Deepl-Translator)
Beitrag zu Alexander Motyl auf Wikipedia.
Anmerkungen
☛ Die Staaten Europas sollten natürlich auch in ihrem eigenen Interesse die Unterstützung der Ukraine militärisch, humanitär und finanziell hochfahren.
☛ Zur Bedeutung der Unterstützung für die Ukraine siehe auch:
Joachim Gauck zur Unterstützung für die Ukraine durch die Schweiz