Wir haben in Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg eine lange Friedensphase erleben dürfen. Es sind Generationen aufgewachsen, die glücklicherweise keinen Krieg erleben mussten. Das könnte allerdings dazu führen, dass grosse Teile der Bevölkerung diesen Frieden für selbstverständlich auffassen und nicht realisieren, dass sich die Sicherheitslage prägnant verschlechtert hat. Der Sicherheitsexperte Franz-Stefan Gady konfrontiert uns in seinem Buch mit diesen Veränderungen und zeigt auf «Warum wir wieder lernen müssen, mit Krieg umzugehen» – so der Untertitel des Buches. Das sind keine erfreulichen Nachrichten. Franz-Stefan Gady konfrontiert uns mit dieser neuen Realität, die zu verdrängen definitiv keine gute Idee ist.
Der Verlag schreibt zum Buch von Franz-Stefan Gady:
«Die Kriege in der Ukraine und in Nahost sind Symptom einer sich seit Jahrzehnten anbahnenden Zeitenwende: Militärische Konfrontation wird zunehmend wieder als legitimes Mittel zur Fortsetzung der Politik angesehen. Ausgehend von diesem Moment aber auch vorangegangene Konflikte miteinbeziehend analysiert Franz-Stefan Gady die konstante Natur des Krieges sowie den sich wandelnden Charakter der Kriegsführung. Er beschreibt, warum Kriege in naher Zukunft immer wahrscheinlicher sind, warum der Mensch trotz aller technischen Dimensionen immer im Zentrum der Kriegsführung stehen wird und wie wir uns auf kommende Konflikte vorbereiten können – falls wir sie nicht verhindern können.»
Das Buch ist gut verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Die militärischen Strategien, die Franz-Stefan Gady schildert, werden nicht bei allen Leserinnen und Leser gleichermassen auf Interesse stossen. Wichtiger ist aber die «Gesamtbotschaft» des Buches: Dem Autor gelingt ein sehr lesenswerter Weckruf. Es ist höchste Zeit, dass die westlichen Demokratien sich der veränderten Sicherheitslage stellen und sich bewusstwerden, dass sie nicht erst seit gestern von einer «Achse der Autokraten» (Anne Applebaum) angegriffen werden.
Zitat aus dem Buch von Franz-Stefan Gady:
Franz-Stefan Gady über einen parasitären Pazifismus:
«Eine beachtliche Anzahl an Aktivisten, Politikern, Wirtschaftstreibenden hält es…….nach wie vor für klüger, an einer Politik festzuhalten, die sich damit begnügt, auf die Einhaltung internationaler Normen wie des Völkerrechts zu pochen und mehr oder weniger abstrakt zum Frieden und allgemeiner Abrüstung aufzurufen. Die Forderung ‘Die Waffen nieder!’, so der Titel eines Buches der Friedensaktivistin Bertha von Suttner aus dem Jahr 1889, mag moralisch richtig klingen. Pazifismus ist ein überaus nobler Gedanke…..
Doch leider ist Pazifismus keine praktische, zielführende Antwort auf die Frage, wie sich Krieg vermeiden lässt. Erst recht nicht jener anhaltende parasitäre Pazifismus, der noch sehr stark im deutschsprachigen Europa verbreitet ist. Er baut insgeheim darauf, dass andere die schmutzige Arbeit des Krieges erledigen, und leugnet gleichzeitig die Grundprämisse jeder effektiven Sicherheitspolitik: Die Einsatzbereitschaft von Streitkräften muss zum Zweck der militärischen Abschreckung und Friedenssicherung glaubhaft gewährleistet sein. Pazifisten und Friedensaktivisten sind naiv oder zumindest schlecht informiert, wenn sie glauben, militärische Stärke sei per se etwas Schlechtes und könne nur in einer Eskalationsspirale des Wettrüstens enden….
Die militärische Einsatzfähigkeit von Europas Streitkräften ist im Übrigen auf einem so niedrigen Niveau, dass wir auf Jahre hinaus nicht von Aufrüstung, sondern von Nachrüstung reden werden, und dass sie in nur sehr begrenztem Masse potenzielle Aggressoren abschrecken kann.» (Seite 15/16/17)
Quelle:
«Die Rückkehr des Krieges», von Franz-Stefan Gady, Quadriga Verlag 2024.
Siehe auch:
Droht ein neuer Weltkrieg? – Thema des Tages Gady im Standard-Gespräch:
Ausserdem:
Vortrag: Herta Müller über «Politische Dämonen»