Hendrik Wieduwilt kommentiert auf n-tv den Umgang der identitätspolitischen Linken mit dem Attentat in Aschaffenburg. Die Identitätspolitik werde gerade von den Fakten eingeholt: «Wir erleben das Ende einer Bewegung, ohne die es keine starke AfD gäbe.» In Aschaffenburg hat ein ausreisepflichtiger Afghane ein zweijähriges Kind erstochen. Auch ein zur Hilfe eilender Mann wurde Opfer der Attacke und überlebte die Tat nicht. Drei weitere Menschen wurden schwer verletzt.
Identitätspolitik als giftiger Teil linker und grüner Politik sei komplett am Ende, schreibt Wieduwilt: «Die Identitätspolitik ist blind für Opfer und taub für den Rechtsstaat, eine brutale Ideologie und deshalb geht sie gerade unter, hoffentlich.»
Zum verzerrten Umgang der Identitätspolitik mit dem Opfer-Begriff
Hendrik Wieduwilt beschreibt den verzerrten Umgang der Identitätspolitik mit dem Opfer-Begriff akkurat:
«Durch die Brille der Identitätspolitik ist Opfer, wer politisch-strukturell Opfer sein müsste, wegen des Patriarchats, des Kolonialismus, des Rassismus oder des Kapitalismus. Selbst, nachdem der afghanische Täter einen zweijährigen Jungen mit einem Küchenmesser abgeschlachtet hat, fokussiert sich daher diese Art der linken Politik auf das politisch-strukturelle Opfer, also den Ausländer, und nicht das reale Opfer, also das Kind, oder eine bis in alle politische Lager verängstigte Bevölkerung……..
Umzäunt vom ideologischen Blickschutz ist die identitätspolitische Linke nicht in der Lage, die ganz reale, blutige Gewalt wahrzunehmen.»
Wer Opfer nur anerkenne, solange es in die ideologische Denkstruktur passt, verpasse einiges.
Die identitätspolitische Idee beschäftige sich nicht mit Fakten, sie sei geprägt von Dirigismus: «Die Sprache formt das Denken und das Denken die Realität.»
Dass Sprache Realität schafft ist tatsächlich ein Kerngedanke der Identitätspolitik.
Wieduwilt erläutert diesen Kerngedanken mit Beispielen:
«Auf die Zuwanderung gewendet: Wenn man nicht über Migration spricht…., dann ist sie auch kein Problem mehr. Auf Diversität gewendet: Sag nicht „Astronaut“, sag „Astronaut*in“, damit die Leute nicht nur an Männer denken. Wenn man oft genug gendert, geht die Ungleichheit weg.»
Identitätspolitik überschätzt allerdings die Macht der Sprache. Dafür gibt es inzwischen genügend wissenschaftliche Hinweise.
Abstand von der Identitätspolitik gefordert
Wieduwilt schreibt, es brauche gerade jetzt linke und grüne Parteien. Man müsse ihnen allerdings grösstmöglichen Abstand zu wokem Wahn in den eigenen Reihen wünschen.
Quelle:
Nach Aschaffenburg: Die „woken“ Linken sind am Ende (n-tv)
Anmerkungen:
► Wieduwilt hat Recht, wenn er schreibt, dass es linke und grüne Parteien braucht. Denn sie vertreten legitime, berechtigte politische Positionen. Diese Parteien verraten aber ihre Kernanliegen, wenn sie in identitätspolitische Ideologien abgleiten. Und sie arbeiten damit rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien in die Hände. Siehe dazu:
Mark Lilla: Identitätspolitik verhalf Trump zur Wahl
Der «Spiegel» distanziert sich zaghaft von Identitätspolitik….
►Eine identitätspolitisch geprägte Linke läuft Gefahr, einen Antirassismus zu entfalten, der die Lage realer Opfer nicht verbessert, sondern sich in Sprachaktivismus erschöpft. Hamed Abdel-Samad hat dazu ein lesenswertes Buch geschrieben:
«Schlacht der Identitäten – 20 Thesen zum Rassismus – und wie wir ihm die Macht nehmen».
► Wie Identitätspolitik zu rassistischem Antirassismus führen kann:
Rassistischer Antirassismus: Critical Race Theory
► Dass die Sprachmagie der linken Identitätspolitik die Lage realer Opfer nicht verbessert, zeigt Philipp Hübl in seinem Buch:
► Siehe auch:
Identitätspolitik als Gift für die Demokratie
Identitätspolitik unterminiert Demokratie und Rechtsstaat