Das Buch «Nazis und der Nahe Osten – Wie der islamische Antisemitismus entstand» von Matthias Küntzel bietet Aufklärung im besten Sinn. Denn der Zusammenhang zwischen Nationalsozialismus und islamischem Antisemitismus ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Der Autor beschreibt die historische Entstehung des islamischen Antisemitismus und die Rolle der nationalsozialistischen Propaganda in diesem Prozess eindrücklich und nachvollziehbar. Er vertritt die These, dass der Langzeiteffekt der jahrelangen antisemitischen Nazipropaganda einer der massgeblichen Faktoren war, die im Mai 1948 den Krieg arabischer Staaten gegen Israel auslösten.
Der Verlag schreibt zum Buch:
«1937 kam mit der Broschüre „Islam und Judentum“ eine neue Form von Judenhass in die Welt: der islamische Antisemitismus. Die Nationalsozialisten taten alles, um diese neue Hassbotschaft mithilfe ihrer arabischsprachigen Radiopropaganda zu verankern. Das Buch beleuchtet dieses bislang unbekannte Kapitel deutscher Vergangenheit. Es präsentiert neue Archivfunde, die belegen, wie sich das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss dieser Propaganda und sonstiger Nazi-Aktivitäten veränderte. Dieser neue Blick auf die Nahostgeschichte ermöglicht eine präzisere Beurteilung der Gegenwart: Was genau ist „islamischer Antisemitismus“? Wie tritt er gegenwärtig in Deutschland und Frankreich in Erscheinung? Was macht ihn besonders gefährlich? Erst wenn wir begreifen, wie stark die moderne Nahostgeschichte von den Nachwirkungen des Nationalsozialismus geprägt ist, werden wir den Judenhass in dieser Region und dessen Echo unter Muslimen in Europa richtig deuten und adäquate Gegenmaßnahmen entwickeln können.»
Zitat aus dem Buch «Nazis und der Nahe Osten – Wie der islamische Antisemitismus entstand»:
Matthias Küntzel geht in seinem Buch auf die Zusammenarbeit zwischen den Nazis und der Muslimbruderschaft ein, auf die Rolle Irans und auf den entscheidenden Einfluss des Muftis von Jerusalem, el-Husseini. Zu letzterem schreibt Küntzel:
«Seit seiner Ernennung zum Mufti von Jerusalem im Mai 1921 zielte die Politik el-Husseinis darauf ab, den begrenzten Territorialkonflikt um palästinensisches Land in einen unbegrenzten Religionskrieg auf Leben und Tod zu verwandeln. Religiöse Mobilisierung – das bedeutete Emotion statt Ratio, Unversöhnlichkeit statt Pragmatismus, Endkampf statt Kompromiss. Zwischen 1922 und 1936 konzentrierten sich seine Kampagnen auf die vermeintlichen Gefahren, die den islamischen Heiligtümern angeblich drohten: Er erhob den Tempelberg zum Symbol für den antizionistischen Kampf und erklärte die Verteidigung der Al-Aqsa-Moschee zur religiösen Pflicht. So sollte die religiöse ländliche Bevölkerung, die sich für nationalistische Parolen wenig interessierte, mobilisiert und die Aufmerksamkeit der Muslime in aller Welt auf Jerusalem gerichtet werden.» (Seite 64)
Propagandist des Antisemitismus: Wer war el-Husseini?
El-Husseini setzte sich gewaltsam als Anführer der palästinensischen Nationalisten gegen weniger radikale Konkurrenten durch. Er arbeitete ab 1937 mit dem NS-Regime zusammen, das er seit 1933 unterstützt hatte. Er traf sich mit Adolf Hitler und lebte von Oktober 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Von dort aus verbreitete er die antisemitische, nationalsozialistische Propaganda im arabischen Raum. Er unterstützte den Holocaust und lieferte tausende jüdische Kinder dem NS-Regime aus, indem der Fluchtwege für Juden aus Osteuropa zu blockieren versuchte. El-Husseini war auch Mitglied der SS und mobilisierte Muslime für die Waffen-SS auf dem Balkan. Nach dem Krieg wurde er als Kriegsverbrecher verhaftet, jedoch nicht angeklagt. Er fand 1946 in Ägypten Asyl, von wo aus er seine Ziele weiterverfolgte. Er war Verwandter, Lehrer und Förderer von Jassir Arafat, dem späteren Führer der PLO, die ihn bis heute als Helden verehrt.
Zum Autor Matthias Küntzel
Matthias Küntzel (geboren 1955) ist promovierter Politikwissenschaftler und Historiker sowie Politiklehrer an einer Hamburger Berufsschule. Seine preisgekrönte Vorläuferstudie „Djihad und Judenhass“ (Freiburg 2002) wurde in sechs Sprachen publiziert und provozierte eine lebhafte internationale Debatte über die Ursprünge des Antisemitismus in der arabischen Welt.
Inhaltsverzeichnis
Islamischer Antisemitismus
Islamischer Antijudaismus
Europäischer Antisemitismus
Sayyid Qutb: „Unser Kampf mit den Juden“
Die Charta der Hamas
„Al-Aqsa in Gefahr!“
1937: Das Jahr der Weichenstellung
Terror gegen den Teilungsplan
Berlin greift ein
„Islam und Judentum“
Der Kongress von Bludan
War es der Mufti?
„Prophezeiungen über die Schicksalsschlacht“
1939-1945: Goebbels auf Arabisch
Kurzwellensender Zeesen
Im Moslem-Kostüm
Judenhass per Radio
Aufrufe zum Pogrom
Farhud – das Massaker an irakischen Juden
Wie wirkte die Radiopropaganda?
Exkurs: Die Nazis und der Iran
1948: Arabisch-Israelischer Krieg
Die Muslimbrüder und der Mufti
Der erste Nahostkrieg
Skrupel der Arabischen Liga
Antisemitische Mobilisierung
Nachbeben des NS
Israels Schuld?
Im Namen des Islam
„Was hältst du von Adolf Hitler?“
Aktive Ignoranz
Islamischen Antisemitismus bekämpfen – aber wie?
Ankara und Teheran
Epilog:
Was die Vergangenheit lehrt
Dokument: „Islam und Judentum“
Quelle der Zitate
«Nazis und der Nahe Osten – Wie der islamische Antisemitismus entstand», von Matthias Küntzel, Hentrich & Hentrich Verlag 2019
Weitere Quelle:
Beitrag zu Mohammed Amin al-Husseini auf Wikipedia.
Ausserdem:
☛ Vortrag von Matthias Küntzel auf YouTube:
Die arabische Welt und der Nationalsozialismus. Vortrag von Matthias Küntzel
Gespräch mit Matthias Küntzel:
Tacheles: Matthias Küntzel über den islamischen Antisemitismus
☛ Hier gehts zu einem Kurzvideo von GEOPOL, das auf dem Buch von Matthias Küntzel basiert:
Anmerkung:
Es gibt neben dem Islamischen Antisemitismus auch einen Antisemitismus von rechts und von links. Siehe auch:
Wie Antiimperialismus zu Antisemitismus führt
Reinhard Schulze kritisiert antipalästinische Propaganda der Linken
Buchtipp zu Antisemitismus und Israel-Feindschaft der UNO
Antisemitismus an der Central European University (CEU) in Wien
Postkolonialismus auf Abwegen: Begeisterung für Osama Bin Laden
Siehe auch: