Der bekannte Ökonom Marcel Fratzscher hat auf X ein Statement zum Handelskonflikt mit Donald Trump veröffentlicht. Hier einige wichtige Punkte:
► Marcel Fratzscher schreibt, Donald Trump habe mit seinen Strafzöllen gegen die Welt einen schweren und möglicherweise fatalen Fehler gemacht. Trump überschätze sich selbst und die globale Macht der US-Wirtschaft.
► Donald Trump könne einen Handelskonflikt gegen die gesamte Welt nicht gewinnen, solange Europa, China, Mexiko und Kanada koordiniert agieren. Dieser Konflikt se die Chance für die EU das Heft des Handels zurückzugewinnen und wichtige Fehler zu korrigieren.
► Trumps Handelskonflikt bedeute ein endgültiges Ende für die multilaterale Weltordnung in Bezug auf Wirtschaft und Handel. Trump habe damit die zentralen Versprechen und Abkommen aufgekündigt, die dem Welthandel und der Welthandelsorganisation WTO zugrunde lagen.
„Der Handelskonflikt schafft nur Verlierer“
► Der Handelskonflikt schaffe nur Verlierer. Die grössten Verlierer seien die US-Wirtschaft und vor allem Trumps Wählerinnen und Wähler: «Sie werden eine durch die Zölle ausgelöste Preissteigerung von mehr als 5 % und einen empfindlichen Verlust ihres Lebensstandards erfahren.»
► Marcel Fratzscher geht davon aus, dass die Erwartung Donald Trumps auf eine Verlagerung von ausländischer Produktion in die USA nicht aufgehen wird. Europäische Unternehmen seien bei einer so eratischen Politik klug beraten, ihre Produktion nicht in die USA zu verlagern.
► Der US-Dollar könnte laut Fratzscher mittelfristig weiter aufwerten und damit US-Produkte weniger wettbewerbsfähig machen und viele Arbeitsplätze zerstören. Dies treffe insbesondere Menschen mit wenig Einkommen und in strukturschwächeren Regionen, das heisst vor allem die Wählerinnen und Wähler Trumps: «Dies könnte der entscheidende Fehler Trumps sein, der zum Verlust der Republikaner beider Kammern im US-Kongress bei den Midterms 2026 führen und Trumps Macht empfindlich einschränken könnte. Die Frustration vieler US-Republikaner und Wähler zeichnet sich bereits jetzt ab.»
► Europa müsse in diesem Handelskonflikt nun einen kühlen Kopf bewahren und konzertiert, und nach Möglichkeit mit China, Mexiko und Kanada koordiniert, darauf antworten. Die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten sei dabei das grösste Problem: «Die beste Antwort dürfte die Einführung gleichhoher Zölle sein». Dies schütze die Glaubwürdigkeit der EU und signalisiere, dass Europa zu deeskalieren bereit sei, wenn Trump seinen Kurs korrigiert.
Vorgehen gegen US-Digitalkonzerne könnte Demokratie und Freiheit schützen
► Dies sei der Zeitpunkt für die EU gegen den Marktmissbrauch einiger mächtiger US-Digitalkonzerne vorzugehen. Das bedeute eine faire Besteuerung in Europa und die Einhaltung europäischer Regeln – «von Datenschutz über ethische Standards bis hin zu Transparenz und Wettbewerb.»
► Ein Vorgehen gegen US-Digitalkonzerne werde Europa wirtschaftlich weh tun, da es häufig wenig oder keine Alternativen für deren digitalen Dienstleistungen gebe. Es sei jedoch deutlich besser für die EU, jetzt diesen notwendigen Schritt zu gehen, als noch weitere Zeit zu vergeuden, und die Abhängigkeit und den Marktmissbrauch weiter zu vergrößern.
► Marcel Fratzscher führt aus, dass das Vorgehen gegen die US-Digitalkonzerne als die wichtigste Maßnahme für den Schutz von Demokratie, Freiheit & funktionierende Märkte in Europa sein könnte. Europa müsse nun diese Chance ergreifen, um vergangene Versäumnisse zu korrigieren und Europa zukunftsfähig zu machen.
Quelle:
https://x.com/MFratzscher/status/1907538012134641880
Anmerkungen:
☛ Neben der Abhängigkeit Europas von Rüstungsgütern aus US-Produktion ist die Abhängigkeit von US-Digitalkonzernen ein sehr wichtiges Themenfeld. Beide Abhängigkeiten müssen dringend reduziert werden.
☛ Siehe auch:
Bundesrat Albert Rösti würde den Antidemokraten Donald Trump wählen – ernsthaft?
Buchtipps über den Handelskonflikt hinaus aber durchaus mit Bezug zum Thema:
☛ „Der Zerfall der Demokratie -Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht“, von Yascha Mounk, Droemer TB 2019. Siehe dazu auch: Buchbesprechung und Zitate.
☛ „Wie Demokratien sterben“, von Steven Levitzky und Daniel Ziblatt, Pantheon Verlag 2019. Siehe dazu auch: Buchbesprechung und Zitate.
☛ «Die Achse der Autokraten – Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten», von Anne Applebaum, Siedler Verlag 2024. Buchbeschreibung und Zitate.